Vermögenslage, Finanzierung und Geldfluss
Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2020 sank gegenüber dem Stand per 31. Dezember 2019 um 1.9 % beziehungsweise CHF 45.2 Millionen auf CHF 2’337.1 Millionen (Vorjahr: CHF 2’382.3 Millionen). Diese Abnahme ist im Wesentlichen auf eine Abnahme der flüssigen Mittel als Folge der Akquisitionstätigkeit und der damit zusammenhängenden Verrechnung des Goodwills mit dem Eigenkapital zurückzuführen. Zudem führte die negative Entwicklung der für Emmi relevanten Währungen im Vergleich zum Schweizer Franken zu einem signifikant negativen Währungseffekt. Die Generierung des Free Cashflows sowie die Akquisitionseffekte leisteten zwar einen positiven Beitrag zur Bilanzsumme, vermochten die beschriebenen negativen Effekte aber nicht zu kompensieren.
Das operative Nettoumlaufvermögen (bestehend aus Vorräten sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) betrug CHF 542.0 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 518.4 Millionen) erhöhte es sich somit trotz deutlich negativer Währungseffekte um 4.6 % oder CHF 23.6 Millionen. Der Anstieg erfolgte somit gesamthaft dennoch leicht unterproportional zum Umsatzwachstum und ist unter anderem auf die Akquisitionstätigkeit zurückzuführen.
Das Anlagevermögen ist mit CHF 1’088.3 Millionen praktisch stabil im Vergleich zum Vorjahr (CHF 1’089.1 Millionen). Die Sachanlagen, welche den überwiegenden Teil des Anlagevermögens ausmachen, stiegen im Vergleich zum Vorjahr von CHF 976.5 Millionen auf CHF 985.7 Millionen. Dies ist in etwa zu gleichen Teilen eine Folge von Akquisitionseffekten und einer höheren Investitionstätigkeit im Vergleich zu den Abschreibungen und auch im Vergleich zum Vorjahr. Wiederum deutlich negative Währungseffekte, insbesondere die Abwertung des Brasilianischen Reals, schmälerten diesen Anstieg.
Auf der Finanzierungsseite bestehen insgesamt ebenfalls mehrheitlich stabile Verhältnisse. Dies trifft insbesondere auf die langfristigen Finanzverbindlichkeiten zu, welche sich im Vergleich zum Vorjahr nur sehr geringfügig bewegten. Bei den kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten hielten sich die akquisitionsbedingte Erhöhung und die Rückzahlungen bestehender Finanzverbindlichkeiten praktisch die Waage, so dass letztlich negative Währungseffekte zu der ausgewiesenen Abnahme führten. Die Eigenkapitalquote sank insbesondere als Folge der Akquisitionstätigkeit beziehungsweise der damit zusammenhängenden Verrechnung des Goodwills mit dem Eigenkapital von 54.6 % per 31. Dezember 2019 auf 52.8 %. Ebenfalls im Wesentlichen aufgrund der Akquisitionstätigkeit und der damit verbundenen Abnahme der flüssigen Mittel stieg die Nettoverschuldung von historisch tiefen CHF 89.0 Millionen im Vorjahr auf CHF 163.1 Millionen per 31. Dezember 2020. Im Verhältnis zum EBITDA beträgt die Nettoverschuldung damit weiterhin tiefe 0.43 (Vorjahr: 0.25).
Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 342.6 Millionen. Er lag damit um deutliche CHF 39.3 Millionen über dem Vorjahr (CHF 303.3 Millionen). Während der Unternehmensgewinn inklusive Minderheitsanteile leicht unter dem Vorjahr lag, resultierte beim Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen, Zinsen und Steuern mit CHF 403.6 Millionen eine positive Abweichung von CHF 53.2 Millionen auf das Vorjahr (CHF 350.4 Millionen). Nach Berücksichtigung der Verluste aus dem Verkauf von Beteiligungen und Betrieben sowie der durch Währungsverluste signifikanten Abweichung bei den anderen nicht liquiditätswirksamen Positionen widerspiegelt dieser Anstieg die operative Verbesserung. Die Veränderung des Nettoumlaufvermögens hatte in der Berichtsperiode insgesamt einen negativen Einfluss von CHF 15.7 Millionen auf den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit. Im Vorjahr hingegen resultierte aus dieser Veränderung ein leicht positiver Einfluss von CHF 1.8 Millionen auf den entsprechenden Geldfluss. Bezahlte Zinsen und Steuern belasteten schliesslich den Geldfluss aus Betriebstätigkeit insgesamt um CHF 3.6 Millionen weniger stark als im Vorjahr.
Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich in der Berichtsperiode auf hohe CHF 326.8 Millionen, während er im Vorjahr CHF 226.3 Millionen betrug. Dies entspricht einem zusätzlichen Geldabfluss im Umfang von CHF 100.5 Millionen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die Investitionen in die Akquisitionstätigkeit in der Höhe von CHF 198.8 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr (CHF 132.8 Millionen) bedeutet dies einen zusätzlichen Geldabfluss von CHF 66.0 Millionen. Aber auch in das Sachanlagevermögen wurde mit netto CHF 121.3 Millionen deutlich mehr als noch im Vorjahr (netto CHF 93.6 Millionen) investiert.
Ohne Berücksichtigung des Geldflusses aus der Akquisitionstätigkeit wurde im Geschäftsjahr 2020 somit ein Free Cashflow von CHF 214.6 Millionen generiert. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 209.8 Millionen) entspricht dies einer Zunahme von CHF 4.8 Millionen, womit die höheren Investitionen durch den gestiegenen Geldfluss aus Betriebstätigkeit kompensiert werden konnten.
Der Geldabfluss aus der Finanzierungstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 91.9 Millionen gegenüber CHF 148.6 Millionen im Vorjahr. Im Vorjahr führte die Rückzahlung einer CHF 100 Millionen-Anleihensobligation zum entsprechend höheren Geldabfluss. Im Berichtsjahr hingegen resultierten aus der Rückzahlung von Finanzverbindlichkeiten sowie der höheren Dividende an die Aktionäre der Emmi AG zusätzliche Geldabflüsse im Vergleich zum Vorjahr.
Als Konsequenz dieser Geldflüsse sank der Bestand an Flüssigen Mitteln im Geschäftsjahr 2020 von CHF 378.1 Millionen auf CHF 294.7 Millionen. Die Abnahme betrug folglich CHF 83.4 Millionen.
Ausblick 2021
Die Corona-bedingten Unsicherheiten und die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung in den für Emmi wichtigen Märkten prägen den Ausblick auf das laufende Jahr. Die Umsatz- und Gewinnprognosen von Emmi basieren auf der Annahme, dass sich die Situation in den für Emmi wichtigen Märkten ab dem zweiten Quartal 2021 beruhigen wird. Eine Rückkehr zur Normalität dürfte sich aber erst ab 2022 wieder einstellen. Finanziell erwartet Emmi somit auch 2021 weitgehend Stabilität, wenn auch mit einem voraussichtlich noch beeinträchtigten Wachstum. Wie der private und betriebliche Alltag in Zukunft aussehen wird, und davon abhängig auch die Konsumgewohnheiten, weiss heute hingegen noch niemand so genau.
Nationale und internationale Konjunkturprognosen erwarten – nach dem starken Einbruch der wirtschaftlichen Leistung im 2020 – für das laufende Jahr ein deutliches Wachstum. Ob, wann und in welchem Umfang dies tatsächlich eintreffen wird, ist nach wie vor äusserst unsicher. Zudem sind solch generelle Prognosen für die Nahrungsmittelindustrie nicht aussagekräftig, weil sich bereits im Jahr 2020 je nach Distributionskanal eine sehr unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung eingestellt hat. Nachdem sich der Food-Bereich im Detailhandel in vielen Ländern im Jahr 2020 Corona-bedingt durchaus positiv entwickelt hat, rechnen viele Branchenspezialisten mit zum Teil deutlich tieferen Detailhandelsumsätzen im Jahr 2021. Andererseits dürften sich die Umsätze im Food Service-Bereich, der am stärksten unter den Auswirkungen der Pandemie leidet, im 2021 allmählich wieder verbessern, wobei Emmi eine Rückkehr auf das Niveau von vor der Pandemie jedoch frühestens für 2022 erwartet. Die als Konsequenz der Pandemie in den meisten Ländern steigenden Arbeitslosenzahlen bereiten Sorgen. Es ist absehbar, dass mit tieferen Haushaltseinkommen die Nachfrage nach günstigeren Basisprodukten steigen dürfte. Emmi ist zwar überzeugt, mit ihren starken Markenkonzepten langfristig Erfolg zu haben, wird sich aber kurzfristig den wirtschaftlichen Gegebenheiten nicht vollständig entziehen können.
Märkte
In der Division Schweiz bleiben die Bedingungen für Emmi herausfordernd. Das Wettbewerbsumfeld wird nach wie vor anspruchsvoll sein: Der Preisdruck wird anhalten und ein steigender Teil der Detailhandelsumsätze wird auf Importe zurückzuführen sein. Hohe Schweizer Milchpreise und eine beschränkte Milchverfügbarkeit verschaffen den Importen im kommenden Jahr weitere Vorteile. Zudem entstehen in der Schweiz laufend neue Produktionskapazitäten, die ausgelastet werden wollen und weiteren Preisdruck erzeugen. Emmi erwartet für das Jahr 2021 eine hohe Volatilität in der Nachfrage und einen wieder erstarkten Einkaufstourismus. Diesen negativen Entwicklungen wird Emmi mit starken Markenkonzepten, trendorientierten Innovationen, einer ausgeprägten Kunden- und Konsumentenorientierung sowie einer starken Produktionsleistung entgegentreten.
Etablierte Marken wie Emmi Caffè Latte und Kaltbach sowie Trendkonzepte, zum Beispiel im veganen Bereich, sind auch in der Division Europa wichtige Erfolgsfaktoren, die im laufenden Jahr organisches Wachstum bringen sollen. Emmi geht aber auch in vielen europäischen Ländern von einem tendenziell abgeschwächten Wachstum der Detailhandelsumsätze aus. In welchem Ausmass sich das Food Service-Geschäft im 2021 wieder erholen wird, ist unsicher. Umso wichtiger ist es für Emmi, in Europa zusätzlich zu den Marken- und Trendkonzepten ihre starke Stellung in interessanten Nischen wie dem Geschäft mit Dessertspezialitäten weiter zu forcieren. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko für die Umsätze in der Division Europa stellen markante Preiserhöhungen auf Schweizer Exportprodukten aufgrund der steigenden Schweizer Milchpreise und eines erstarkenden Schweizer Frankens dar.
In der Division Americas, die im 2020 am stärksten von der Pandemie beeinträchtigt wurde, rechnet Emmi mit einer schrittweisen Erholung des Food Service-Geschäfts und damit verbunden mit einer Stärkung des Geschäfts in den USA. Deutliches Wachstum erwartet Emmi weiterhin von den Wachstumsmärkten in Brasilien, Chile, Mexiko und Tunesien, wobei auslaufende staatliche Konsumstützungsprogramme ein Risiko darstellen. Investitionen in Nischen- und Trendkonzepte hingegen werden die Division Americas unterstützen, im laufenden Jahr voraussichtlich wieder auf den mittelfristig angestrebten Wachstumspfad zurückzukehren. Emmi ist diesbezüglich optimistisch, allerdings im Bewusstsein, dass die Volatilität in der Nachfrage und bei den Preisen hoch ist, der Trend hin zu Basisprodukten anhält und makroökonomische Verwerfungen jederzeit möglich sind.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Emmi zeigt sich in einer robusten Form und ist gut diversifiziert. Die Strategieumsetzung wird auch im neuen Geschäftsjahr weiterhin konsequent vorangetrieben werden. Die organische Umsatzentwicklung auf Konzernstufe dürfte unter diesen Umständen im 2021 in einem vergleichbaren Tempo wie im 2020 (1 % bis 2 %) weitergehen. Für den Heimmarkt Schweiz erwartet Emmi jedoch eine Verschlechterung. Mit der schrittweisen Rückkehr zu den früheren Konsummustern muss mit einem organischen Umsatzrückgang zwischen 1 % und 2 % gerechnet werden. Auch in der Division Europa dürften vergleichbare Gründe zu einer Verlangsamung des organischen Umsatzwachstums (1 % bis 3 %) führen. Hingegen besteht Grund zur Annahme, dass die stark von der Corona-Krise betroffene Division Americas wieder zum Wachstumstreiber wird (organisch 4 % bis 6 %).
Um die Erträge zu stützen, wird Emmi ihr Effizienzsteigerungsprogramm fortsetzen und in gewissen Bereichen wiederum gezielt intensivieren. Aufgrund der kürzlich akquirierten Gesellschaften erschliessen sich weitere Ertragspotenziale, wobei kurzfristig auch Integrationskosten anfallen werden. Insgesamt erwartet Emmi 2021 ein steigendes Betriebsergebnis auf Stufe EBIT (CHF 275 Millionen bis 290 Millionen) und eine weitgehend stabile Reingewinnmarge (5.2 % bis 5.7 %). Emmi bestätigt zudem die Mittelfristziele hinsichtlich organischem Wachstum und Reingewinnmarge.