Vermögenslage, Finanzierung und Geldfluss
Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2019 erhöhte sich gegenüber dem Stand per 31. Dezember 2018 um 1.6 % beziehungsweise CHF 44.8 Millionen auf CHF 2’865.3 Millionen (Vorjahr CHF 2’820.5 Millionen). Diese Zunahme ist hauptsächlich auf die Free Cashflow Generierung aufgrund der operativen Tätigkeit zurückzuführen, welche jedoch in der Berichtsperiode nicht in einer Zunahme der Flüssigen Mittel zum Ausdruck kommt, sondern für die Akquisitionstätigkeit und zur Definanzierung (Rückzahlung Anleihensobligation und Dividendenausschüttung) verwendet wurde. Negativ auf die Bilanzsumme wirkte sich zudem die Entwicklung der für Emmi relevanten Währungen im Vergleich zum Schweizer Franken aus.
Das operative Nettoumlaufvermögen (Vorräte sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) betrug CHF 518.4 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 487.1 Millionen) erhöhte es sich somit um 6.4 % oder CHF 31.3 Millionen, was in erster Linie auf die Akquisitionstätigkeit zurückzuführen ist. Dass der Anstieg deutlich über dem Umsatzwachstum von 1.1 % liegt, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die erfolgten Akquisitionen zu einem grossen Teil erst im vierten Quartal 2019 vollzogen wurden.
Das Anlagevermögen verzeichnete eine Zunahme von CHF 50.4 Millionen. Hauptgrund hierfür waren die hohen Investitionen in die Akquisitionstätigkeit. Durch die Vollkonsolidierung neuer Gruppengesellschaften erhöhten sich das Sachanlagevermögen, aber auch das immaterielle Vermögen (Goodwill) deutlich. Haupttreiber hierfür ist die konsolidierungswirksame Beteiligungserhöhung in Brasilien, durch welche sich auch die Reduktion des Buchwertes der Beteiligungen an assoziierten Gesellschaften und Gemeinschaftsorganisationen erklärt. Ebenfalls deutlich gesunken ist der Bestand an Darlehen und sonstigen Forderungen, was auf die Abwicklung eines Finanzierungskonstrukts in den USA zurückzuführen ist und auch die Reduktion der Darlehen auf der Passivseite erklärt. Die Investitionen in das Sachanlagevermögen lagen in der Berichtsperiode leicht über den Abschreibungen. Negativ auf den Bestand des Anlagevermögens wirkte sich die Entwicklung der für Emmi relevanten Währungen im Vergleich zum Schweizer Franken aus.
Auf der Finanzierungsseite führte die Akquisitionstätigkeit zu einer Erhöhung des Fremdkapitals in der Konzernbilanz. Dass dieses insgesamt dennoch um deutliche CHF 82.3 Millionen abnahm, erklärt sich mit der im Juni 2019 erfolgten Rückzahlung einer Anleihensobligation über CHF 100 Millionen und mit der erwähnten Abwicklung eines Finanzierungskonstrukts in den USA. Die Eigenkapitalquote stieg auf hohe 62.3 % gegenüber 58.7 % per 31. Dezember 2018. Hauptgrund für diese deutliche Erhöhung ist nebst der erwähnten Reduktion des Fremdkapitals der Unternehmensgewinn einschliesslich Minderheitsanteilen, welcher mit CHF 175.2 Millionen die Dividendenausschüttungen und negativen Währungseinflüsse bei Weitem überkompensierte. Die Nettoverschuldung konnte in der Berichtsperiode weiter verringert werden, nämlich von CHF 101.8 Millionen Ende 2018 auf CHF 89.0 Millionen per 31. Dezember 2019. Im Verhältnis zum EBITDA beträgt die Nettoverschuldung damit noch tiefe 0.25 (Vorjahr 0.29).
Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 303.3 Millionen. Er lag damit um deutliche CHF 11.4 Millionen über dem Vorjahr (CHF 291.9 Millionen). Der Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen, Zinsen und Steuern lag mit CHF 350.4 Millionen auf dem Niveau des Vorjahres (CHF 351.9 Millionen), was die stabile operative Leistung auf Stufe EBITDA widerspiegelt. Die Steigerung des Geldflusses aus der Betriebstätigkeit ist in erster Linie auf die deutliche Reduktion der bezahlten Ertragssteuern zurückzuführen. Mit CHF 39.7 Millionen fielen diese um CHF 8.8 Millionen tiefer aus als im Vorjahr, was sich insbesondere mit dem Verkauf der Minderheitsbeteiligung an «siggi’s» im Vorjahr erklärt. Die Veränderung des Nettoumlaufvermögens in der Berichtsperiode hatte insgesamt einen leicht positiven Einfluss von CHF 1.8 Millionen auf den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit, während im Vorjahr die Veränderung des Nettoumlaufvermögens den entsprechenden Geldfluss mit CHF 3.5 Millionen belastete.
Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich in der Berichtsperiode auf CHF 226.3 Millionen, während er im Vorjahr lediglich CHF 5.7 Millionen betrug. Dies entspricht einer deutlichen Steigerung des Geldabflusses im Umfang von CHF 220.6 Millionen. Hauptgrund für diese Entwicklung ist die Akquisitionstätigkeit. Während in der Berichtsperiode unter Berücksichtigung der erfolgten Akquisitionen und Devestitionen netto CHF 132.8 Millionen investiert wurden, flossen uns im Vorjahr CHF 62.6 Millionen zu, was damals vor allem eine Folge des Verkaufs der Minderheitsbeteiligung an «siggi’s» war. Aber auch in das Sachanlagevermögen wurde mit netto CHF 93.6 Millionen wie bereits letztes Jahr angekündigt deutlich mehr als noch im Vorjahr (netto CHF 73.7 Millionen) investiert.
Ohne Berücksichtigung des Geldflusses aus der Akquisitionstätigkeit wurde im Geschäftsjahr 2019 somit ein Free Cashflow von CHF 209.8 Millionen generiert; dies gegenüber CHF 223.6 Millionen im Vorjahr. Grund für die Reduktion ist in erster Linie das um CHF 19.9 Millionen gestiegene Investitionsvolumen in das Sachanlagevermögen, durch welches der gestiegene Geldfluss aus der Betriebstätigkeit überkompensiert wurde.
Der Geldabfluss aus der Finanzierungstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 148.6 Millionen, während er im Vorjahr CHF 50.2 Millionen betrug. Der somit deutlich gestiegene Geldabfluss erklärt sich primär mit der Rückzahlung einer CHF 100 Millionen-Anleihensobligation im Juni 2019. Für Dividendenzahlungen flossen in der Berichtsperiode insgesamt CHF 50.0 Millionen ab (Vorjahr CHF 56.4 Millionen), davon CHF 48.1 Millionen (Vorjahr CHF 53.5 Millionen) an die Aktionäre der Emmi AG.
Als Konsequenz dieser Geldflüsse sank der Bestand an Flüssigen Mitteln im Geschäftsjahr 2019 von CHF 451.4 Millionen auf CHF 378.1 Millionen. Die Abnahme betrug folglich CHF 73.3 Millionen.
Ausblick 2020
Die internationale Konjunktur stellt sich zurzeit zweigeteilt dar: Einerseits setzt sich die Schwäche des Welthandels fort, mit entsprechenden Konsequenzen für den Industriesektor. Andererseits besteht an den Arbeitsmärkten eine verbreitet gute Lage, so dass die binnenwirtschaftlichen Kräfte in vielen Ländern zu einer Stabilisierung der Konjunktur beitragen. Während die USA noch immer solide wachsen, fiel das Wachstumstempo in Europa zuletzt schwach aus. Sollte sich die bisher erwartete Konjunkturerholung in Deutschland und Europa verzögern oder schwächer als erwartet ausfallen, hätte dies natürlich auch negative Auswirkungen auf die eng mit diesen benachbarten Wirtschaftsräumen verbundene Schweizer Konjunktur. Weltwirtschaftliche Risiken sehen wir zudem insbesondere im Zusammenhang mit Handelsstreitigkeiten wie jener zwischen den USA und China. In Lateinamerika wird sich die Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr gemäss Prognose des Internationalen Währungsfonds nur verhalten entwickeln, wobei insbesondere politische Risiken, auch in Chile, das Wachstum negativ beeinträchtigen dürften.
Trotz der genannten Konjunkturrisiken ist Emmi aufgrund der grundsätzlich positiven Konsumentenstimmung als Konsequenz der tiefen Arbeitslosigkeit in vielen Ländern vorsichtig optimistisch hinsichtlich der für das Unternehmen relevanten makroökonomischen Bedingungen. In der Schweiz erwartet das Staatsekretariat für Wirtschaft SECO für 2020 denn auch keine wesentliche Veränderung in der konjunkturellen Grunddynamik. In der Schweiz bleiben die Bedingungen für Emmi jedoch herausfordernd. Das Wettbewerbsumfeld wird nach wie vor anspruchsvoll sein: Der Preisdruck wird anhalten und ein Teil der prognostizierten steigenden Detailhandelsumsätze wird auf weiterwachsende Importe zurückzuführen sein.
Hinsichtlich der Rohstoffpreise geht Emmi bei der Milch von stabilen bis verhalten steigenden Preisen aus. Bei den wichtigsten milchfremden Rohstoffen und auch beim Verpackungsmaterial werden weitgehend stabile Preise erwartet. Mit leicht steigenden Preisen muss hingegen bei der Energie und den Transportkosten gerechnet werden.
Märkte
In der Schweiz werden der markante Importdruck und der Preiskampf im Detailhandel anhalten. Auch der Einkaufstourismus bleibt stets ein Thema. Die Umsätze in der Division Schweiz werden folglich unter Druck bleiben. Den Umsatz leicht stützen wird die im Zusammenhang mit dem neuen Nachhaltigkeitsstandard stehende Milchpreiserhöhung, die per 1. Oktober 2019 erfolgt war. Stabile bis leicht steigende organische Umsätze in der Schweiz bleiben das Ziel, das Emmi mit der Unterstützung starker Markenkonzepte erreichen will.
Starke Marken sind auch in der Division Europa wichtige Erfolgsfaktoren. Obwohl die Auswirkungen des Brexit für ganz Europa zurzeit noch nicht zuverlässig abschätzbar sind und sich die Konjunktur in Europa nur sehr schwach entwickelt, rechnet Emmi mit einem organischen Wachstum in der Division Europa. Den italienischen Dessertgesellschaften und den Ziegenmilchprodukten aus den Niederlanden kommt dabei auch im Jahr 2020 eine wichtige Rolle zu. Einen positiven Einfluss erhofft sich Emmi auch durch die Exporte von Spezialitätenkäse und Emmi Caffè Latte aus der Schweiz.
In der Division Americas wird auch für 2020 mit einer wachsenden Nachfrage in den USA und Mexiko gerechnet. Sofern sich das Milchaufkommen in Tunesien wieder normalisiert und sich die sozialen Unruhen in Chile legen, dürfen auch von diesen Märkten starke Wachstumsimpulse erwartet werden. Brasilien wird den Umsatz der Division Americas im 2020 sehr deutlich erhöhen, zum organischen Wachstum allerdings erst einen geringfügigen Beitrag leisten können. Das Umsatzwachstum hemmen werden zudem die beiden europäischen Märkte der Division Americas – Spanien und Frankreich.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Emmi zeigt sich in einer robusten Form und ist gut diversifiziert. Die Strategieumsetzung wird weiterhin konsequent vorangetrieben werden. Ein organisches Umsatzwachstum im Rahmen der mittelfristigen Prognosen dürfte deshalb auch für 2020 realistisch sein.
Um die Erträge zu stützen, wird Emmi ihr Effizienzsteigerungsprogramm fortsetzen und in gewissen Bereichen gezielt intensivieren. Aufgrund der kürzlich akquirierten Gesellschaften erschliessen sich weitere Ertragspotenziale, wobei kurzfristig auch Integrationskosten anfallen werden. Insgesamt erwartet Emmi auf Konzernstufe 2020 ein leicht steigendes Betriebsergebnis auf Stufe EBIT.
Emmi bestätigt zudem die mittelfristige Umsatzwachstumsprognose für den Konzern und für die einzelnen Divisionen:
- Konzern 2 % bis 3 %
- Schweiz 0 % bis 1 %
- Americas 4 % bis 6 %
- Europa 1 % bis 3 %