Emmi versteht unter Lebensmittelverschwendung («Food Waste») die Verschwendung von vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Das beinhaltet alle organischen Abfälle, die ursprünglich für den menschlichen Verzehr bestimmt waren. Dazu gehören verarbeitete oder halbverarbeitete Produkte sowie Rohmaterialien und Nebenprodukte aus den Produktionsprozessen wie beispielsweise Molke. Lebensmittelabfälle fallen in der gesamten Wertschöpfungskette von Emmi an: Vorgelagert entstehen sie in der landwirtschaftlichen Produktion und nachgelagert bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Bei Emmi selbst fallen sie bei der Produktverarbeitung in den Betrieben an. Das Thema Food Waste, dessen Managementansatz, die Massnahmen und die Datenerhebungen beziehen sich auf die Division Schweiz. Mehr Informationen zu den anorganischen Abfällen finden sich im Kapitel «Abfall».
Wenn Lebensmittel verschwendet werden, gehen grosse Mengen an Wasser, Energie und landwirtschaftlichen Flächen, die bei der Produktion verbraucht werden, verloren. Zudem verursachen die Produktion, der Transport und die Entsorgung von Lebensmitteln Treibhausgasemissionen, die der Umwelt schaden und zum Klimawandel beitragen. Während in vielen Teilen der Welt Lebensmittel verschwendet werden, leiden andere Regionen unter Nahrungsmittelknappheit und Hunger, was die globale Ungleichheit verstärkt.
Lebensmittelverschwendung führt ausserdem zu wirtschaftlichen Verlusten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von den Landwirten bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Durch die Verringerung oder Vermeidung von Lebensmittelverlusten in den Produktionsprozessen können Kosten eingespart werden. Eine effizientere Nutzung der Rohstoffe sowie der für die Herstellung notwendigen Energie und eine optimale Lagerung der Lebensmittel tragen dazu bei, Ressourcenverschwendung zu vermeiden.
Ein Drittel aller Nahrungsmittel wird verschwendet (BAFU, 2022). Knapp die Hälfte dieser Verschwendung geschieht in den privaten Haushalten. Wichtig ist es deshalb insbesondere, das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten z. B. für die längere Haltbarkeit von Produkten zu erhöhen. Initiativen wie «Oft länger gut» von «Too Good to Go» fördern die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Indem Emmi Sensibilisierungskampagnen unterstützt und eigene Massnahmen in diesem Bereich initiiert, kann sie ihr positives Image bei den Endverbraucherinnen und -verbrauchern stärken. Denn von Lebensmittelherstellern wird grundsätzlich erwartet, dass sie das Thema «Food Waste» auf dem Radar haben. Verfehlungen oder Unterlassungen bergen Reputationsrisiken.
Grundsätzlich gilt bei Emmi, dass vermeidbare Lebensmittelabfälle, wenn immer möglich, zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Dieses Ziel treibt Emmi Schweiz mit «Emmi Operational Excellence» (EOE) voran. Unter EOE optimiert Emmi kontinuierlich ihre Kernprozesse (Herstellung und Abpackung) hinsichtlich Effektivität und Effizienz. Im Rahmen von Food Waste bezieht sich dies beispielsweise auf die Vermeidung oder Rückgewinnung von Produktverlusten, die Optimierung der Produktionsintervalle und -planung.
Oberste Priorität hat jedoch, dass keine Lebensmittel von tadelloser Qualität weggeworfen werden. Emmi verkauft deshalb in der Schweiz überschüssige oder falsch verpackte Produkte zu reduzierten Preisen über Fabrikläden, stellt sie den Mitarbeitenden zur Verfügung oder spendet einwandfreie Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen. Ergänzend unterstützt Emmi Initiativen gegen die Verschwendung von Lebensmitteln in den Privathaushalten. Sie bildet den Hinweis «Oft länger gut» von «Too Good To Go» auf möglichst vielen ihrer Markenprodukten ab, überprüft die Mindesthaltbarkeitsdaten von verschiedenen Produktgruppen und verlängert sie wo immer möglich.
Diese Zielsetzung steht in Einklang mit den Zielen der branchenübergreifenden Vereinbarung des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), die Emmi zusammen mit weiteren führenden Unternehmen und Verbänden der Lebensmittelindustrie der Schweiz im Jahr 2022 unterzeichnet hat. Die gemeinsame Vereinbarung will die vermeidbaren Lebensmittelverluste bis 2030 (ggü. 2017) halbieren. Entsprechend dieser Vereinbarung liefert Emmi jährlich Daten zu den gemessenen Lebensmittelabfällen und den erzielten Fortschritten an das Bundesamt für Umwelt (BAFU).
Die Schweizer Produktionsstandorte spenden regelmässig überschüssige, einwandfreie Produkte an den Verein «Tischlein deck dich» und retten sie davor, weggeworfen zu werden. «Tischlein deck dich» verteilt die erhaltenen Lebensmittel anschliessend an armutsbetroffene Menschen in der Schweiz. Im Jahr 2024 spendete Emmi 139 t Lebensmittel an den Verein.
Emmi sucht laufend nach neuen Optionen und Partnerschaften, um Nebenprodukte wie Molke oder Hafertrester weiter zu verwerten. Beispielsweise arbeitet Emmi mit verschiedenen Start-ups zusammen, um aus diesen Nebenprodukten neue Produkte zu entwickeln. Im Berichtsjahr wurden mehrere Optionen für ein mögliches Hafertrester-Upcycling geprüft. Es ergab sich jedoch bislang noch kein erfolgreiches, marktreifes Produktkonzept für einen breiten Einsatz in Lebensmitteln.
Im Rahmen der Partnerschaft mit «Too Good To Go» wurde der Hinweis «Oft länger gut» in der Schweiz auf weiteren Produkten abgebildet, um damit gegen die Lebensmittelverschwendung in Privathaushalten anzukämpfen und die Konsumentinnen und Konsumenten zu sensibilisieren. Insgesamt ist der Hinweis «Oft länger gut» auf 104 Produkten von Emmi in der Schweiz zu finden.
Gegenüber dem Vorjahr ist die Lebensmittelverschwendungsrate in der Schweiz im Berichtsjahr um 11 % (-4 % zu Basisjahr) gestiegen. Der Haupttreiber für diesen Anstieg ist die wachsende Käseproduktion und die damit einhergehenden Mehrmengen am Nebenprodukt Molke. Molke macht allein rund 45 % der Lebensmittelabfälle bei Emmi aus. Insgesamt konnte im Berichtsjahr 57 % der Molke zurück in den Ernährungskanal geführt werden (gilt nicht als Food Waste), während 30 % der Molke als Tierfutter verwendet wird und 13 % bei der Biogas-Herstellung zum Einsatz kommt.
Nach Verwertungskanal können die totalen Lebensmittelabfälle wie folgt aufgeschlüsselt werden:
Angefallener Abfall 1) |
|
2024 |
2023 |
2022 a) |
Basisjahr 2017 |
Lebensmittelabfall |
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|
|
|
|
Lebensmittelabfälle (Trockenmasse) |
t |
13’015 ▲ |
11’627 |
10’737 |
13’447 |
Lebensmittelverschwendungsrate (pro t Produkt 2) ) |
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4.3 |
3.9 |
3.7 |
4.5 |
|
|
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Von Entsorgung umgeleiteter Abfall 1) |
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2024 |
2023 |
2022 a) |
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Sonstige Verfahren zur Rückgewinnung |
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|
|
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Tierfutter 3) |
t |
8’324 |
6’770 |
6’190 |
|
Biogas |
t |
1’947 |
1’902 |
2’064 |
|
am Standort |
t |
– |
– |
– |
|
ausserhalb vom Standort |
t |
1’947 |
1’902 |
2’064 |
|
Abwasseraufbereitung |
t |
2’169 |
2’239 |
2’262 |
|
am Standort |
t |
950 |
926 |
1’078 |
|
ausserhalb vom Standort |
t |
1’219 |
1’313 |
1’184 |
|
Total |
t |
12’440 |
10’911 |
10’516 |
|
|
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Management erheblicher abfallbezogener Auswirkungen 1) |
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2024 |
2023 |
2022 a) |
|
Verwendung von Molke für Kreislaufwirtschaftsmassnahmen |
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|
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|
|
Verarbeitung als Tierfutter |
t |
4’080 |
2’652 |
2’826 |
|
Verarbeitung als Biogas |
t |
1’703 |
1’883 |
1’942 |
|
Verarbeitung als Lebensmittel |
t |
7’601 |
8’296 |
6’625 |
|
Total |
t |
13’384 |
12’831 |
11’393 |
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a) Ohne Molkerei Biedermann (Daten ab 2023 verfügbar).
1) Derzeit sind Daten nur für die Division Schweiz verfügbar.
2) Produkt = verkaufsfähige Ware.
3) Derzeit ist keine getrennte Datenerhebung für Tierfutter am Standort sowie ausserhalb vom Standort möglich.
▲ Geprüft durch KPMG.
Methodik der nichtfinanziellen Kennzahlen 2024
Der Fokus bei Food Waste wird weiterhin auf der Division Schweiz liegen. Insbesondere will die Emmi Schweiz weitere Ansätze für eine möglichst ökologische Verwertung von Nebenprodukten wie Molke im Sinne eines Lebensmittel-Upcycling prüfen.