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3.12 Abfall

Unter Abfall versteht Emmi anorganische Stoffe, die im Rahmen der eigenen Produktionsprozesse anfallen, recycelt werden können oder in Verbrennungsanlagen, auf Mülldeponien oder nach speziellen Vorgaben für Sondermüll sicher und sachgemäss entsorgt werden müssen. Die Vermeidung von anorganischem Abfall aus den eigenen Produktionsprozessen ist für Emmi aus ökonomischen und ökologischen Gründen relevant: Zum einen ergeben sich Einsparungen bei den Entsorgungskosten, zum anderen können wertvolle Ressourcen geschont, effizienter genutzt sowie – sofern möglich – über das Recycling wieder in den Kreislauf eingebracht werden. Organische Abfälle werden im Kapitel «Food Waste» behandelt.

3.12.1 Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft sowie Chancen und Risiken für Emmi

Abfall aus anorganischen Stoffen, der unsachgemäss entsorgt wird, stellt eine erhebliche Herausforderung für die Umwelt und die Gesellschaft bzw. die Gesundheit von Mensch und Tier dar: Offene Deponien und illegale Müllablagerungen setzen grosse Mengen an klimaschädlichem Methangas frei und tragen damit erheblich zur globalen Erwärmung bei (Maasakkers et al., 2022). Wenn Abfall deponiert wird, kann das zudem negative Auswirkungen auf das Grundwasser haben, verbunden mit grossem Flächenverbrauch sowie Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung. Durch Materialreduktion, Abfallreduktion, Wechsel zu Mehrweglösungen oder recyclebaren Materialien kann der zu deponierende Abfall weitestgehend reduziert werden.

Plastikabfälle verschmutzen die Ozeane und weitere Ökosysteme. Mikroplastik, das aus zerfallendem Plastikmüll entsteht, gelangt in die Nahrungskette. Giftige Substanzen, die in den Boden und das Grundwasser gelangen, sind mit weiteren erheblichen gesundheitlichen Risiken sowohl für den Menschen als auch für die Tiere verbunden. Der Verlust an wertvollen Rohstoffen, die – obwohl möglich – nicht recycelt oder wiederverwendet werden, führt zudem zu hohen direkten (Beschaffungs- und Entsorgungskosten) und indirekten (Übernutzung der natürlichen Ressourcen) Kosten.

Betriebliche anorganische Abfälle können vom Unternehmen selber gesteuert werden und sind bei Emmi ein bedeutender Faktor sowohl hinsichtlich der Verbesserung der Ressourcen- als auch der Kosteneffizienz. Durch die Implementierung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien und durch die damit einhergehende Förderung von Recycling und der Wiederverwendung von Materialien kann Emmi nicht nur die Abfallmenge reduzieren, sondern auch wertvolle Ressourcen schonen, die für die Produktionsprozesse benötigt werden. Dadurch lassen sich die Betriebskosten senken.

Wenn weiterführende Vorschriften zur Abfallentsorgung und -vermeidung aufgrund von Verstössen eingeführt werden, kann dies zu erheblichen Mehrkosten in den Betrieben führen. Ausserdem würden Anpassungen bei den internen Prozessen nötig. Auch können Versäumnisse, nachhaltige Praktiken zu implementieren, zu Imageproblemen führen und das Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten in Emmi und ihre Produkte negativ beeinflussen.

Emmi setzt deshalb auf eine strikte Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Umweltauflagen und auf eine sichere und sachmässige Abfallentsorgung gemäss den lokalen Vorgaben und Möglichkeiten.

3.12.2 Managementansatz und Ziele

Vermeidbare Abfälle reduzieren

Im Umgang mit Abfall lautet Emmis Credo «Vermeiden, vermindern, verwerten». Das bedeutet, dass vermeidbare anorganische Abfälle vorrangig reduziert werden. Für die Restmengen werden Lösungen gesucht, die es ermöglichen, die Stoffe wiederzuverwerten oder zu recyclen und damit in die Kreislaufwirtschaft zurückzuführen. Wiederverwertbare oder recyclebare Abfälle sind v. a. Verpackungsmaterialien aus Kunststoff, Glas, Blech, Holz, Papier oder Karton.

Abfälle, die entsorgt werden müssen, werden idealerweise wie in der Schweiz in Kehrichtverbrennungsanlagen energetisch verwertet oder – wenn nicht anders möglich – auf Deponien entsorgt. Hier handelt es sich bei Emmi hauptsächlich um Ausschüsse aus dem Verpackungsprozess, Produktionshilfsmittel wie Reinigungstücher oder Klebebänder sowie Primär- und Sekundärverpackungen von Rohstoffen und Reinigungsmitteln oder um stark verunreinigte Produktionsreste. In Tunesien fällt zudem aus der Abwasserreinigung Klärschlamm an.

Anorganische Abfälle, die nicht recycelt, verbrannt oder deponiert werden und daher einer besonderen Entsorgung bedürfen, wie z. B. gefährliche Güter (Chemikalien), Leuchtstofflampen, Batterien, Schmierstoffe und Öle, gelten als Sondermüll und werden unter Beachtung der notwendigen Vorgaben und Sicherheitsvorkehrungen sachgemäss entsorgt.

Dabei ist zu beachten, dass nicht alle Länder, in denen Emmi Produktionsstandorte hat, dieselben Entsorgungs- oder Recyclingmöglichkeiten anbieten.

Kein gruppenweiter Managementansatz aufgrund lokaler Unterschiede

Alle Betriebswerke von Emmi verfügen über ein systematisches Umweltmanagement. Die Umweltmanagementsysteme der Produktionsstätten der Emmi Schweiz sowie die Produktionsbetriebe Emmi Dessert (Italien), Kaiku (Spanien), und Vitalait (Tunesien), sind ISO 14001 zertifiziert. Alle Betriebswerke sind lokal organisiert. Sie stellen sicher, dass die geltenden Gesetze hinsichtlich der Abfallentsorgung eingehalten werden. Es gibt kein gruppenweit gültiges Managementsystem oder allgemeingültige Kontrollmechanismen. Die Daten zum Abfall werden jedoch zentral, basierend auf einer von der Gruppe vorgegebenen Definition, zusammengezogen und extern durch KPMG auditiert (vgl. Kapitel «Prüfbericht KPMG»).

Zielsetzungen für die Reduktion des anorganischen Abfalls bis 2027

3.12.3 Entwicklungen im Berichtsjahr

Erhöhte Abfallintensität

Der anorganische Abfall, der in die Verbrennung geht, ist im Berichtsjahr im Vergleich zum Vorjahr absolut um 522 t (19 %) gestiegen. Ohne die akquisitionsbedingte Integration von Emmi Dessert USA in den Konsolidierungskreis wäre der anorganische Abfall um 427 t zurückgegangen. Der Abfall, der in Deponien entsorgt wird, ist absolut um 2’277 t gestiegen, was einer Steigerung um 31 % zum Vorjahr entspricht. Dieser Anstieg ist auf eine Korrektur in der Datenerfassung im Werk Tunesien zurückzuführen sowie durch Veränderungen in Brasilien, wo bestimmte Materialien aufgrund von Anpassungen der lokalen Vorgaben bzw. Möglichkeiten nicht mehr dem Recycling oder der Verbrennung zugeführt werden, respektive nicht verkaufte Produkte neu vom Handel wieder zurück ins Werk kommen und entsorgt werden müssen. Damit erhöht sich die Abfallintensität von 7.6 kg pro t auf 9.6 kg pro t produzierte, verkaufsfähige Ware, was einem Anstieg von 26 % innert Jahresfrist entspricht. Ohne Akquisitionseffekt (Emmi Dessert USA) wäre ein Anstieg um 18 % bzw. eine Abfallintensität von 8.9 kg pro t produzierte, verkaufsfähige Ware zu verzeichnen.

Emmi misst den Fortschritt mit folgenden Leistungskennzahlen:

Angefallener Abfall

 

2024 a)

2023

2022 b)

Basisjahr 2017 b)

Nicht organischer Abfall

 

 

 

 

 

Abfall (Verbrennung)

t

3’218

2’696

2’553

1’892

Abfall (Deponie)

t

9’741

7’464 1)

6’869

7’708

Sondermüll

t

212

231

174

16

Wiederverwerteter Abfall 2)

t

7’175

6’222

6’056

6’191 1)

Organischer Abfall

 

 

 

 

 

Kompost, Fermentierung, Bodenausbringung

t

24’835

24’273

23’986

14’056

Tierfutter

t

120’348

127’801

132’660

2’932

Total

t

165’529

168’687

172’298

32’795

 

 

 

 

 

 

Aball Intensitätsrate

 

2024 a)

2023

2022 b)

Basisjahr 2017 b)

Abfall Intensitätsrate (kg Abfall (Verbrennung/Deponie) pro t Produkt 3) )

 

9.57

7.60

7.02 1)

9.02

 

 

 

 

 

 

Anteil Abfall nach Divisionen

 

2024 a)

2023

2022 b)

 

Division Schweiz

 

11 %

18 %

16 % 4)

 

Division Europa

 

7 %

9 %

12 % 4)

 

Division Americas

 

82 %

73 %

72 %

 

 

 

 

 

 

 

Zur Entsorgung weitergeleiteter Abfall

 

2024 a)

2023

2022 b)

 

Verbrennung mit Energierückgewinnung

t

1’391

1’857

1’486

 

Verbrennung ohne Energierückgewinnung

t

1’827

839

1’067

 

Deponie

t

9’741

7’464 1)

6’869

 

Sonstige Entsorgungsverfahren (Sondermüll)

t

212

231

174

 

Total

t

13’171

10’391

9’596

 

 

 

 

 

 

 

Emmi Ziel: Verschwendung vermeiden

 

2024 a)

2023

2022 b)

Basisjahr 2017 b)

Total Abfall (Deponie und Verbrennung)

t

12’959

10’160

9’422

9’600

Anteil Abfallentsorgung auf Deponien

 

75 %

73 %

73 %

80 %

a) Inklusive Emmi Dessert USA.

b) Inklusive Gläserne Molkerei (2023 veräussert).

1) Neudarstellung aufgrund neuer Datengrundlage.

2) Dazu zählen Wertstoffe, die recycelt wurden (ohne organische Abfälle).

3) Produkt = verkaufsfähige Ware.

4) Neudarstellung: Werte wurden im Nachhaltigkeitsbericht 2021/2022 vertauscht.

Geprüft durch KPMG.

Methodik der nichtfinanziellen Kennzahlen 2024

Kein Abfall auf Deponien mehr in der Division Europa

In der Division Europa (Deutschland, Belgien, Italien, Frankreich und Österreich) konnten im Berichtsjahr nach Abklärung mit dem Dienstleister bei Pasticceria Quadrifoglio (Italien) die letzten verbleibenden Abfallmengen, die bis anhin auf Deponien entsorgt wurden, auf die Verbrennung umgelenkt werden. Damit geht in der Division Europa kein betrieblicher anorganischer Abfall mehr aus den Werken von Emmi auf Deponien. Hier und in der Division Schweiz hat Emmi damit das gesetzte Ziel erreicht.

Pilotversuche zur Entsorgung des Klärschlamms in Tunesien

In Emmis Werk in Tunesien muss wie an anderen milchverarbeitenden Standorten das Prozessabwasser vorgereinigt werden. Der entstehende Klärschlamm wird in eine Deponie gebracht. Hierfür eine alternative Entsorgungsmethode zu entwickeln, hat für das Unternehmen hohe Priorität. Das lokale Team hat verschiedene Lösungsansätze wie die Trocknung des Schlamms und die Verarbeitung zu Dünger oder die Trocknung und den Einsatz als Biomasse für die Wärmeerzeugung geprüft. Ebenso kommt die Kompostierung des Schlamms infrage. Die Umsetzung von Lösungsansätze ist sehr herausfordernd, weil die notwendigen Technologien in Tunesien wenig verbreitet sind. Das Werk hat im 2024 Pilotversuche bezüglich Trocknung und Kompostierung durchgeführt und wichtige Erfahrungen gewonnen.

Schweiz: Auswertung zur Optimierung im Bereich Abfallreduktion

Die Auswertung der im Herbst 2023 durchgeführten Analysen an den Schweizer Produktionsstandorten, wo unter anderem nach Optimierungsmöglichkeiten im Bereich Abfallreduktion gesucht wurde, wurde im Berichtsjahr abgeschlossen. Dabei wurde Potenzial im Bereich Vereinfachung der Prozesse, Reporting und sowie Optimierungsmöglichkeiten bzgl. Recycling aufgezeigt. Vier Produktionsstandorte haben im Berichtsjahr die Zusammenarbeit mit dem externen Partner gestartet.

3.12.4 Ausblick

Die Erkenntnisse, die das Werk in Tunesien aus den im 2024 durchgeführten Pilotversuchen bezüglich Trocknung und Kompostierung des Klärschlamms gewonnen hat, werden im 2025 evaluiert und nächste Schritte festgelegt.