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Finanzkommentar

Vermögenslage, Finanzierung und Geldfluss

Als Konsequenz der operativen Geschäftstätigkeit und der erfolgten Akquisitionen nahm die Bilanzsumme im Vorjahresvergleich um CHF 94.0 Millionen oder 3.6 % zu. Wesentliche Veränderungen gab es auf der Aktivseite vor allem bei den Flüssigen Mitteln und den Immateriellen Anlagen zu verzeichnen. Die rege Akquisitionstätigkeit erklärt die Zunahme der Immateriellen Anlagen um CHF 200.6 Millionen und ist der Hauptgrund, weshalb die Flüssigen Mittel um CHF 194.3 Millionen abnahmen. Auch die Zunahme der Beteiligungen an assoziierten Gesellschaften und Gemeinschaftsorganisationen ist akquisitionsbedingt und erklärt sich in erster Linie mit der neuen Beteiligung in Brasilien. Der bezahlte Goodwill aus dieser Transaktion ist hingegen Bestandteil der Immateriellen Anlagen. Da sich bei den Sachanlagen höhere Investitionen und höhere Abschreibungen weitgehend die Waage hielten, ist auch der Anstieg des Buchwertes von CHF 10.4 Millionen hauptsächlich auf die Akquisitionen zurückzuführen.

Das operative Nettoumlaufvermögen (bestehend aus Vorräten sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) betrug CHF 506.2 Millionen und stieg damit im Vergleich zum 31. Dezember 2016 um CHF 62.1 Millionen an. Organisch betrug der stichtagsbezogene Anstieg rund CHF 45 Millionen, was auf höhere Forderungen und tiefere Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zurückzuführen ist. Die angeordnete Reduktion der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen erfolgte zur Vermeidung von Negativzinsen. Die starke Reduktion der aktiven Rechnungsabgrenzungen erklärt sich mit einer im Vorjahr enthaltenen Vorauszahlung für die Akquisitionstätigkeit.

Auf der Finanzierungsseite ergaben sich insbesondere aufgrund der im Sommer erfolgten Refinanzierung signifikante Verschiebungen zwischen kurz- und langfristigem Fremdkapital. Einerseits wurde am 30. Juni 2017 eine Anleihensobligation im Betrag von CHF 250 Millionen zurückbezahlt. Andererseits wurden am 21. Juni 2017 zur Refinanzierung dieser Fälligkeit und zu allgemeinen Unternehmensfinanzierungszwecken zwei neue Anleihen über insgesamt CHF 200 Millionen aufgenommen. Schliesslich wurden per 21. Juli 2017 noch Schuldscheine im Betrag von EUR 100 Millionen liberiert.

Die Eigenkapitalquote reduzierte sich auf 56.4 % gegenüber 57.9 % per 31. Dezember 2016. Der Hauptgrund für die Abnahme liegt im Erwerb der Minderheitsanteile an der Mittelland Molkerei AG, wodurch sich die Minderheitsanteile und damit auch das Eigenkapital reduzierten. Die Nettoverschuldung erhöhte sich von CHF 71.4 Millionen per 31. Dezember 2016 auf CHF 338.4 Millionen per Ende 2017. Trotz dieses Anstiegs als Konsequenz der Akquisitionstätigkeit beträgt die Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA nach wie vor tiefe 0.99 mal (Vorjahr 0.22).

Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 251.7 Millionen. Er lag damit um CHF 20.2 Millionen unter Vorjahr (CHF 271.9 Millionen). Der Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen, Zinsen und Steuern erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um CHF 6.5 Millionen und reflektiert im Wesentlichen die operative Verbesserung auf Stufe EBITDA. Dass diese Verbesserung gegenüber dem Vorjahr nicht gehalten werden konnte, erklärt sich mit der Zunahme des Nettoumlaufvermögens im Vorjahresvergleich. Dazu beigetragen hat die angeordnete Reduktion der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zur Vermeidung von Negativzinsen. Während die bezahlten Steuern auf dem Niveau des Vorjahres lagen, reduzierten sich die bezahlten Zinsen als Konsequenz der erfolgten Refinanzierung leicht.

Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich in der Berichtsperiode auf CHF 474.3 Millionen. Dies entspricht einer Zunahme des Geldabflusses von CHF 284.0 (Vorjahr CHF 190.3 Millionen). Der Grund für diesen Anstieg ist die Akquisitionstätigkeit. Für die Akquisition neuer Gesellschaften, den Erwerb von Minderheitsanteilen und Beteiligungen an assoziierten Gesellschaften flossen in der Berichtsperiode insgesamt CHF 400.2 Millionen ab. Nach Berücksichtigung des Geldzuflusses aus dem Verkauf der Anteile an einer assoziierten Gesellschaft betrug der Netto-Geldabfluss aus der Akquisitionstätigkeit CHF 398.1 Millionen; dies gegenüber CHF 93.2 Millionen im Vorjahr. Im Geschäftsjahr 2017 wurden zudem CHF 96.3 Millionen in das Sachanlagevermögen investiert. Dies ist eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahresbetrag von CHF 92.4 Millionen. Aufgrund des Abschlusses des SAP-Projektes in der Schweiz fielen die Investitionen in Immaterielle Anlagen mit CHF 2.9 Millionen hingegen deutlich tiefer als im Vorjahr aus (CHF 12.1 Millionen).

Ohne Berücksichtigung des Netto-Geldabflusses aus der Akquisitionstätigkeit wurde im Geschäftsjahr 2017 ein Free Cashflow von CHF 175.5 Millionen generiert; dies gegenüber CHF 174.7 Millionen im Vorjahr.

Der Geldzufluss aus der Finanzierungstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 26.6 Millionen, während im Vorjahr ein Geldabfluss von CHF 63.2 Millionen resultierte. Dieser Geldzufluss ergab sich primär als Konsequenz der beschriebenen Finanzierungstätigkeiten abzüglich CHF 33.6 Millionen an Dividendenzahlungen, davon CHF 31.6 Millionen an die Aktionäre der Emmi AG.

Als Konsequenz dieser Geldflüsse sank der Bestand an Flüssigen Mitteln im Geschäftsjahr 2017 von CHF 406.9 Millionen auf CHF 212.6 Millionen. Die Reduktion betrug folglich CHF 194.3 Millionen.

Ausblick 2018

Die globale Wirtschaft expandiert zurzeit stärker als noch vor zwei oder drei Jahren. Die lange Zeit schwächelnde Eurozone verzeichnet einen Anstieg des Bruttoinlandprodukts (BIP) von etwa 2 Prozent. Auch die Schweizer Exportindustrie zeigt sich zuversichtlich. Trotzdem bleiben die Bedingungen für Emmi in der Schweiz sehr anspruchsvoll, mit einem unverändert wettbewerbsintensiven Umfeld. Dies reflektieren auch die Prognosen für den Schweizer Detailhandel, der im Food-Bereich von stabilen bis allenfalls leicht steigenden Umsätzen ausgeht. Bei den Milchpreisen dürften sich die Preise in etwa stabil zeigen. Bei den wichtigsten milchfremden Rohstoffen (z. B. Kaffee und Zucker) geht Emmi von einem stabilen bis leicht höheren Preisniveau aus. Einzelne Ingredienzen dürften deutlich teurer werden. 

Märkte

In der Schweiz wird der massive Importdruck anhalten. Der Einkaufstourismus ist wohl an einem Plafond angelangt, dürfte aber nicht wesentlich abnehmen. Die Umsätze in der Division Schweiz werden folglich unter Druck bleiben. Da per 1. Oktober 2017 jedoch eine Milchpreiserhöhung in der Schweiz erfolgte, wird der Umsatz der Division Schweiz bei stabilen Milchpreisen gegenüber Vorjahr leicht profitieren. Deshalb und dank der Unterstützung starker Markenkonzepte erachtet Emmi ein leichtes organisches Wachstum als realisierbar.

Der starke Wettbewerb wird sich auch in der Division Europa auswirken. Die weiteren Folgen des Brexit und die zukünftige Entwicklung des britischen Pfundes sind zudem nach wie vor schwierig abzuschätzen. Das wirkt sich hemmend auf die Entwicklung unserer Gesellschaft in Grossbritannien (Exporte aus der Schweiz, Onken-Jogurts aus Deutschland) und den Umsatz unserer italienischen Dessertgesellschaften aus. Die kürzlich erfolgte Stärkung des Euros dürfte die Entwicklung der Division Europa hingegen beflügeln, und auch die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven im Euroraum sind so vielversprechend wie lange nicht mehr. Einen günstigen Einfluss dürften zudem auch die Exporte von Spezialitätenkäse und Emmi Caffè Latte aus der Schweiz haben. Daher rechnen wir insgesamt, über alle Märkte und Gesellschaften betrachtet, mit einer positiven Entwicklung der Division Europa im Jahr 2018.

In der Division Americas rechnen wir auch für 2018 mit einer wachsenden Nachfrage in Tunesien (Milch, Frischprodukte) und in den USA (Käse, Ziegenmilchspezialitäten). Der chilenische Markt sollte die Zeichen der Erholung bestätigen können. Fremdwährungseinflüsse in Ländern wie Chile, Mexiko oder Tunesien werden ein Thema bleiben. Zudem werden die europäischen Märkte in der Division Americas – Spanien und Frankreich – das Wachstum der Division auch dieses Jahr hemmen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Das Unternehmen erwartet für 2018 ein organisches Umsatzwachstum, das weitgehend den mittelfristigen Prognosen entspricht. Als Umsatztreiber sieht das Unternehmen bewährte Markenkonzepte, Zuwächse in den Nischen Bio und Ziegenmilchspezialitäten sowie die positiven gesamtwirtschaftlichen Aussichten in vielen für Emmi relevanten Märkten.

Um die Erträge zu stützen, wird Emmi ihr Effizienzsteigerungsprogramm fortsetzen und vor allem in den internationalen Märkten intensivieren. Deshalb rechnet das Unternehmen mit Ertragsverbesserungen bei den Divisionen Europa und Americas. Diese dürften sich positiv auf die gesamte Gruppe auswirken. Emmi geht deshalb auf Konzernstufe von einem höheren Betriebsgewinn im Jahr 2018 aus.

Emmi bestätigt die mittelfristige Umsatzwachstumsprognose für den Konzern und für die einzelnen Divisionen:

  • Konzern 2 % bis 3 %
  • Schweiz 0 % bis 1 %
  • Americas 4 % bis 6 %
  • Europa 1 % bis 3 %