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3.2 Nachhaltige Milchwirtschaft

Unter «nachhaltiger Milchwirtschaft» versteht Emmi alle Belange rund um die Menschen, die Tiere, die Umwelt und die Wirtschaft im Kontext der Milchproduktion. Milch ist der wichtigste Rohstoff für Emmi und für ländliche Regionen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Zudem hat die Milchproduktion bedeutende Auswirkungen auf das Tierwohl und die Umwelt.

3.2.1 Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft sowie Chancen und Risiken für Emmi

Emmi versteht die Milchproduktion als wichtigen Teil eines nachhaltigen Ernährungssystems. Insbesondere, weil die für die Milchproduktion gehaltenen Nutztiere für die Menschen unverdauliche Pflanzen – hauptsächlich Gras – zu einem nährstoffreichen Lebensmittel umwandeln. Nachhaltige Milchproduktion bedeutet für Emmi eine standort- und tiergerechte, klimafreundliche und ressourceneffiziente Produktion. Standortgerecht ist die Produktion insbesondere dann, wenn die Futtermittel auf der Nutzung des Grünlands und auf Nebenprodukten aus der Lebensmittelproduktion basiert. Damit kann auch die Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz minimiert werden. Nahrungsmittelkonkurrenz tritt auf, wenn bei Tieren Futtermittel zum Einsatz kommen, die für die menschliche Ernährung geeignet wären. Flächenkonkurrenz entsteht, wenn die Futtermittel von Flächen stammen, auf denen Nahrungsmittel angebaut werden könnten. Ressourceneffizient meint den Erhalt der Böden, des Wassers und der Biodiversität, während klimafreundlich sich auf die Reduktion der Treibhausgase bezieht.

Mit der Wahl ihrer Lieferanten beeinflusst Emmi die durch die Milchwirtschaft entstehenden Auswirkungen auf die Umwelt. Indem Emmi die Etablierung nachhaltiger Standards und die Verarbeitung entsprechend hergestellter Milch vorantreibt, trägt sie dazu bei, dass die lokalen Produktionssysteme schrittweise nachhaltiger werden. Dazu gehört die Förderung des Tierwohls.

Für Emmi sind zentrale soziale Aspekte einer nachhaltigen Milchwirtschaft die Schaffung sicherer Arbeitsplätze in ländlichen Regionen, ein überlebenssicherndes Einkommen, das mit der Arbeit generiert werden kann, und der Erhalt intakter Familienstrukturen. Nur so bleibt der landwirtschaftliche Betriebszweig attraktiv.

Der Anbau von Futtermitteln für die Milchproduktion und die Verfütterung von Getreide, das für die menschliche Ernährung tauglich wäre, können Lebensmitteln konkurrieren. Der Bezug von Milch, die in Konkurrenz zur menschlichen Ernährung hergestellt wurde, ist insbesondere in Gebieten mit Nahrungsmittelknappheit kritisch. Dies ist mit Reputationsrisiken für Emmi verbunden.

Vor allem zwei Umweltthemen prägen die Kritik an der Milchwirtschaft: Treibhausgasemissionen und Tierwohl. Als Milchverarbeiterin ohne eigene Milchproduktion – mit Ausnahme einer kleinen Ziegenfarm in Kalifornien – kann Emmi das Tierwohl nur indirekt durch Vorgaben an die Milchlieferanten beeinflussen und trägt gleichzeitig bedeutende Reputationsrisiken bei etwaigen Verfehlungen. Durch gemeinsame Projekte mit Lieferanten, Verbänden und Politik treibt Emmi die Reduktion von Scope-3-Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) voran.

Die Aktienmehrheit des Unternehmens befindet sich in den Händen der Genossenschaft Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP). Aufgrund dieser Konstellation werden seitens Landwirtschaft, Politik und Öffentlichkeit an Emmi hinsichtlich eines verantwortungsvollen Gebarens gegenüber ihren Milchlieferanten hohe Erwartungen gestellt. Die Reputation von Emmi als Gesamtunternehmen ist in bedeutendem Masse von Emmis Verhalten als Akteurin der Schweizer Milchwirtschaft abhängig.

In vielen Ländern, in denen Emmi Milch einkauft und verarbeitet, ist die Milchproduktion ein bedeutender Wirtschafts- und Einkommensfaktor für die ländliche Bevölkerung der jeweiligen Region. Ein kostendeckender Milchpreis spielt dabei eine zentrale Rolle. Wenn dies langfristig nicht gegeben ist, besteht das Risiko, dass die Milchproduktion zurückgeht. Hingegen können im Marktvergleich höhere Milchpreise die Wettbewerbsfähigkeit von Emmi und das langfristige Bestehen des Unternehmens gefährden.

3.2.2 Managementansatz und Ziele

Gruppenweit Verantwortung tragen

Ein sogenanntes Fokusteam – bestehend aus Milcheinkäufern sowie Nachhaltigkeits- und Landwirtschaftsspezialisten – ist für die Umsetzung der Emmi Strategie für nachhaltige Milch verantwortlich und koordiniert die Aktivitäten auf Gruppenstufe. Gruppenweit tauschen sich die Milcheinkäufer und Nachhaltigkeitsspezialisten von Emmi sechsmal pro Jahr aus, Beschaffungs- und Nachhaltigkeitsthemen gehen damit zunehmend Hand in Hand. Der Steuerungsausschuss Nachhaltigkeit überprüft den Fortschritt und den Stand der Zielerreichung regelmässig.

Schrittweise hin zu einer nachhaltigen Milchproduktion

Emmi setzt sich unter Einbindung ihrer Milchlieferanten sowie im Verbund mit anderen Akteuren dafür ein, eine nachhaltige Milchproduktion – also Milch, die nach überdurchschnittlichen Standards produziert wird – voranzutreiben. Als global agierendes Unternehmen mit Produktionsstandorten in 13 Ländern strebt das Unternehmen an, die Milchwirtschaft in den Regionen, wo Emmi tätig ist, schrittweise nachhaltiger zu gestalten.

Von Emmi verarbeitete Milchmengen weltweit (2024)

Bereits 2016 hat Emmi das Ziel kommuniziert, in der Schweiz inskünftig nur noch Milch nach einem definierten Nachhaltigkeitsstandard zu verarbeiten. Diese Absichtserklärung löste einen mehrjährigen Prozess in der Gesamtbranche aus und führte im September 2019 zur Schaffung des Produktionsstandards «Nachhaltige Schweizer Milch». Seit 1. Januar 2024 sind alle Schweizer Milchbauern verpflichtet, diesen Branchenstandard einzuhalten.

Seit 2024: 100 % nachhaltige Milch in der Schweiz

In der Schweiz verarbeitet Emmi seit Anfang 2024 nur noch Milch, die nach dem Branchenstandard «Nachhaltige Schweizer Milch» produziert wird. Zehn Grundanforderungen des Standards, die sich auf Tierwohl, Fütterung, Ökologie und Medikamenteneinsatz fokussieren, sind für alle Schweizer Milchbauern verpflichtend. Aus den Zusatzanforderungen, die v. a. soziale Kriterien umfassen, wie z. B. die soziale Absicherung der im Betrieb beschäftigten Familienmitglieder, die Ausbildung von Lernenden oder die Weiterbildung des Betriebsleitenden, müssen die Milchbauern mindestens zwei frei wählbare Vorgaben erfüllen.

Emmi ist sich bewusst, dass sie in ihrem Heimmarkt Schweiz eine Mitverantwortung für die Milchproduzenten trägt. Der Tatsache, dass die Milch in der Schweiz in der Regel in Familienbetrieben produziert wird, ist Rechnung zu tragen. Dies beispielsweise durch transparente, langfristige und planbare Partnerschaften. Diese beinhalten detaillierte Milchabrechnungen, pünktliche Milchgeldzahlungen, sowie Planungs- und Liefersicherheit – und nicht zuletzt einen für beide Seiten tragbaren und marktfähigen Milchpreis. Als Mitglied der Branchenorganisation Milch – einer Plattform der Schweizer Milchwirtschaft – arbeitet Emmi engagiert an der Weiterentwicklung der Schweizer Milchwirtschaft mit und setzt die in diesem Gremium gefällten Entscheide – beispielsweise die vereinbarten Richtpreise – konsequent um. Emmi ist bestrebt, einen überdurchschnittlichen Milchpreis zu bezahlen und setzt sich dafür ein, dass Nachhaltigkeitsleistungen über den Markt (siehe z. B. Klimatisch) abgegolten werden.

Milchpreise | Swissmilk

Weiterentwicklung des Branchenstandards «Nachhaltige Schweizer Milch» geplant

Weitere Anforderungen sollen in den Standard aufgenommen werden. Die Branchenorganisation Milch hat diesbezüglich im Frühjahr 2024 entschieden, den Branchenstandard in einem ersten Schritt im Thema Klima weiterzuentwickeln. In diesem Kontext wird ein einheitlicher Klimarechner für die Branche entwickelt. Als Grundlage dient der Klimarechner «KLIR», der von der Berner Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) entwickelt worden ist. Dieser wird vereinfacht und dahingehend verbessert, damit er in der Breite angewendet werden kann. Die Einführung des neuen Klimarechners ist für das erste Quartal im Jahr 2026 geplant, um die Daten von 2025 zu erheben.

Der Klimarechner quantifiziert die betriebseigenen THG-Emissionen pro kg Milch und zeigt den Milchproduzenten auf, welche Tätigkeiten Emissionen verursachen. Die Ergebnisse ermöglichen zudem einen Vergleich mit ähnlichen Betrieben. Darüber hinaus bildet der Klimarechner die Grundlage für massgeschneiderte Verbesserungsmassnahmen zur Reduzierung der THG-Emissionen.

Emmi unterstützt die schrittweise Weiterentwicklung des Schweizer Branchenstandards auf ganzer Linie. Sie ist überzeugt, dass damit einerseits ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für Schweizer Milch geschaffen und andererseits die Zukunft der Branche langfristig gesichert wird. Neben dem breit angelegten Branchenstandard leisten in der Schweiz verschiedene kleinere Organisationen und Akteure einen Beitrag zu einer nachhaltigen Milchwirtschaft. Emmi unterstützt deshalb mit ihren Mitgliedschaften die Organisationen Kometian und AgroCleanTech: Kometian berät Landwirtinnen und Landwirte rund um die komplementäre Tiermedizin. AgroCleanTech vermittelt Wissen rund um den Klimaschutz in der Landwirtschaft.

Klimatisch der Schweizer Fleisch- und Milchwirtschaft

Um die Herausforderung der Finanzierung der Massnahmen und Anrechenbarkeit der reduzierten THG-Emissionen an die verschiedenen Akteure innerhalb der Branchen zu lösen und die Umsetzung von Emissionsreduktionsmassnahmen zu beschleunigen, wurde der Klimatisch im Jahr 2023 ins Leben gerufen. Am Klimatisch setzen sich alle Beteiligten der gesamten Wertschöpfungskette zusammen. Angestrebt wird eine gemeinsame «Branchenplattform Klimaschutz», die sich für eine faire und effiziente Finanzierung aller auf einem Landwirtschaftsbetrieb erbrachten und nachgewiesenen Klimaschutzmassnahmen einsetzt und eine zentral geregelte Verteilung der Klimaschutzleistungen innerhalb der Wertschöpfungskette anstrebt. Im Berichtsjahr wurden verschiedene Ansätze für die oben genannte Finanzierung und Verteilung der Klimaschutzleistungen gemeinsam entwickelt. Es wurde entschieden, dass die Umsetzung der Massnahmen ausserhalb des Gremiums im Unternehmenskontext geschehen soll. Der Klimatisch fokussiert sich nun in erster Linie auf den gegenseitigen Austausch.

Ressourcenprojekt in der Schweiz: KlimaStaR Milch

Die schweizerische Milchbranche strebt eine graslandbasierte, standortangepasste und klimafreundliche Milchproduktion an, die ressourcenschonend den Herausforderungen des Klimawandels begegnen kann. Dazu sollen mit dem «Ressourcenprojekt zur Förderung von Klimaschutz, Standortangepasstheit und Ressourceneffizienz in der Milchproduktion», KlimaStaR Milch, die Milchproduzenten in ihren Anstrengungen zur Reduktion von THG-Emissionen und zu einer standortangepassten Ausrichtung ihrer Milchviehbetriebe gestärkt werden.

Gemeinsam mit den Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP), Nestlé und aaremilch arbeitet Emmi seit 2022 daran, auf 230 Betrieben die THG-Emissionen sowie die Flächen- und Nahrungsmittelkonkurrenz zwischen Milchkühen und Menschen zu reduzieren. Die THG-Emissionen werden mithilfe des bestehenden Klimarechners «KLIR» erhoben. Gemeinsam definierte Indikatoren werden genutzt, um die direkte Nahrungsmittelkonkurrenz und die Konkurrenz um Anbauflächen in der Schweizer Milchwirtschaft zu berechnen und damit die Ressourceneffizienz zu optimieren.

86 Pilotbetriebe aus dem KlimaStaR Milch-Projekt nehmen zusätzlich an einer Vertiefungsgruppe teil, die noch einen Schritt weiter geht: Mithilfe eines ganzheitlichen Modells (RISE-Nachhaltigkeitsanalyse) werden zehn verschiedene Themen analysiert, welche die Nachhaltigkeit wie auch die Effizienz eines Hofes beeinflussen. Dazu zählen neben Bodennutzung, Wassermanagement und Biodiversität auch Wirtschaftlichkeit, Arbeitsbedingungen und Lebensqualität.

Die Initiative wird vom Bundesamt für Landwirtschaft im Rahmen des Ressourcenprogramms unterstützt (LwG Art. 77a) und von der HAFL als wissenschaftliche Partnerin begleitet.

Bis 2027 sollen auf den 230 am Projekt KlimaStaR Milch teilnehmenden Milchwirtschaftsbetrieben folgende Ziele zu THG-Emissionen, Nahrungsmittel- und Flächenkonkurrenz erreicht werden:

Eigener Kriterienkatalog für ausserhalb der Schweiz eingekaufte Milch

Bis Ende 2027 möchte Emmi über die Schweiz hinaus nur noch Milch verarbeiten, die nach einem im lokalen Vergleich überdurchschnittlichen Nachhaltigkeitsstandard produziert wird. Dabei setzt Emmi aufgrund ihrer Nischentätigkeit in vielen Ländern auf Engagements in der Branche und individuelle Vereinbarungen mit den Milchlieferanten.

Die Grundlage für solche Vereinbarungen hat Emmi in den letzten vier Jahren erarbeitet. Basierend auf einem mit der HAFL entwickelten Kriterienkatalog hat sie acht Aspekte von nachhaltiger Milch bewertet: Strategie, Arbeit und Einkommen, Milchqualität, Tierwohl, Biodiversität, Energie und Materialien, Klima und Umwelt. Folgende Kriterien gehören beispielsweise zur Kategorie Tierwohl:

Für Lieferanten von Ziegen- oder Schafmilch enthält der Emmi Katalog zusätzliche spezifische Kriterien. Daneben bestehen mit den Kategorien «Strategie» und «Arbeit und Einkommen» aber auch folgende Kriterien zur Analyse der sozialen Nachhaltigkeit von Emmis Milchlieferanten ausserhalb der Schweiz:

Unter dem Ziel, dass bis 2027 ausserhalb der Schweiz von der Emmi Gruppe eingekaufte Milch nach im lokalen Vergleich überdurchschnittlichen Nachhaltigkeitsstandards produziert wird, versteht das Unternehmen Milch, die in mindestens einem Nachhaltigkeitsaspekt über konventionelle Milch hinausgeht. In einigen Ländern oder Regionen trifft dies bereits heute auf die gesamte von unseren Tochtergesellschaften beschaffte Milchmenge zu (Österreich, Niederlande, Kalifornien). In anderen Ländern oder Regionen betrifft es aktuell einen Teil der beschafften Milchmenge (Chile, Spanien, Wisconsin).

3.2.3 Entwicklungen im Berichtsjahr

Branchenstandard «Nachhaltige Schweizer Milch»

Seit Februar 2024 erfüllen alle Schweizer Milchlieferanten von Emmi die Anforderungen des Branchenstandards «Nachhaltige Schweizer Milch» sowie die damit einhergehenden Anforderungen an das Tierwohl und die Fütterung.

Zertifizierung «Bienestar Animal» bei Quillayes Surlat, Chile

Emmis Tochtergesellschaft Quillayes Surlat in Chile hat sich zum Ziel gesetzt, dass alle ihre Lieferanten mit dem Tierwohl-Label «Bienestar Animal» zertifiziert werden. Die vom IRTA (Institute of Agrifood Research and Technology) entwickelte und von AENOR zertifizierte Norm, legt die Anforderungen fest, die Tierhaltungsbetriebe in Bezug auf den Tierschutz erfüllen müssen. Innerhalb dieser vier Aspekte werden zwölf verschiedene Tierschutzkriterien festgelegt. Die Höfe werden jährlich gemäss den Kriterien auditiert. Im Berichtsjahr wurden 14 neue Betriebe zertifiziert. Insgesamt sind es nun 80 Betriebe, die 93 % des Milchvolumens abdecken. Damit ist Quillayes Surlat das erste südamerikanische Unternehmen, das diese Tierwohl-Label-zertifizierte Milch einkauft. Weitere Betriebe sollen im nächsten Jahr zertifiziert werden.

Pilotprojekt zur Reduktion von THG-Emissionen bei Laticínios Porto Alegre, Brasilien

Im Sommer 2023 wurde mit 18 Höfen ein Pilotprojekt gestartet, um die THG-Emissionen auf den Milchbetrieben zu messen und basierend darauf Massnahmen zur Emissionsminderung festzulegen. Die Datenerhebung für die Baseline wurde im Berichtsjahr abgeschlossen. Dadurch konnten die wichtigsten Hebel für die Emissionsreduktion erkannt werden: Herdenmanagement, Futtereffizienz und Produktivitätssteigerung.

Emmi misst den Fortschritt mit folgenden Leistungskennzahlen:

Gruppenweit verarbeitete Milchmenge

 

2024

2023 1)

2022 a)

 

Kuhmilch

t

1’975’775

1’905’442

1’979’456

 

Ziegenmilch

t

98’816

99’176

82’573

 

Schafmilch

t

2’704

2’745

2’506

 

Total

t

2’077’295

2’007’363

2’064’535

 

 

 

 

 

 

 

Gruppenweit verarbeitete Bio-Milchmenge

 

2024

2023

2022 a)

 

Bio-Kuhmilch

t

104’964

105’742

186’109

 

Bio-Ziegenmilch

t

6’370

6’632 1)

5’546

 

Bio-Schafmilch

t

2’704

2’745 1)

2’506

 

Total

t

114’038

115’119 1)

194’161

 

 

 

 

 

 

 

Anteil verarbeitete «Nachhaltige Schweizer Milch»

 

2024

2023

2022

Basisjahr 2019

Anteil Milchvolumen

 

100 %

99 %

94 %

87 %

Anteil Milchlieferanten

 

100 %

99 %

87 %

75 %

 

 

 

 

 

 

Anteil verarbeitete Labelmilch international

 

2024

2023

2022

 

Anteil Labelmilch international

 

39 %

n/a

n/a

 

a) Inklusive Gläserne Molkerei (2023 veräussert).

1) Neudarstellung aufgrund neuer Datengrundlage.

Methodik der nichtfinanziellen Kennzahlen 2024

«Fondation Vitalait» unterstützt Kleinbauern in Tunesien

Die Stiftung «Fondation Vitalait» unterstützt die oftmals jungen Milchbauern, die keine Ausbildung haben, bei der Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen durch praktische Initiativen in den Bereichen Fütterung, Tierschutz und Ausbildung. Insgesamt werden 978 Landwirte von der Stiftung unterstützt, im Jahr 2024 sind 52 neue Milchlieferanten dazugekommen. Die Schulung auf dem Feld (Farmer Field School) ist eine der wichtigsten Massnahmen, um die Erträge und die Produktivität der Betriebe zu steigern. Der partizipative Bildungsansatz bringt die Landwirte dazu, in Gruppen Lösungen für Produktionsherausforderungen zu finden und die Entscheidungsfindungen innerhalb der lokalen Gemeinschaften zu stärken. Im Jahr 2023 hat die Stiftung «Fondation Vitalait» in Zusammenarbeit mit der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) eine repräsentative Umfrage mit Landwirten durchgeführt, um ihre Fähigkeiten zu testen und die Baseline zu erheben. Anschliessend wurden die Ausbildungen der Trainer durchgeführt. Im Berichtsjahr konnten nun die Trainings mit den Landwirten realisiert werden. Bis Ende 2024 nahmen 420 Landwirte an der Ausbildung teil.

Aspekte im Kriterienkatalog

Emmis Tochtergesellschaften Quillayes Surlat (Chile), Kaiku (Spanien), Laticínios Porto Alegre (Brasilien) und Vitalait (Tunesien) haben den Kriterienkatalog mit ihren Milchlieferanten angewendet. Diese decken gemeinsam rund 45 % des von Emmi verarbeiteten Milchvolumens ab. Kaiku und Quillayes Surlat haben basierend auf den Resultaten des Kriterienkatalogs die Ziele für 2027 definiert. Quillayes Surlat fokussiert in der Zusammenarbeit mit den Milchlieferanten auf die Bereiche nachhaltiges Soja, Tierwohl und THG-Emissionen, während sich Kaiku mit ihren Milchlieferanten Ziele im Bereich Biodiversität und THG-Emissionen gesetzt hat. Bei Vitalait ist die Zielsetzung noch ausstehend, infolgedessen wurde die Anwendung des Kriterienkatalogs in Tunesien depriorisiert. Laticínios Porto Alegre arbeitet an der Reduktion der THG-Emissionen auf den Betrieben sowie an Lösungen für nachhaltiges Soja.

Erhebung der internationalen Baseline mithilfe des Kriterienkatalogs

Zur Messung des internationalen Ziels «100 % der Milchlieferanten von Emmi weltweit produzieren nach lokal überdurchschnittlichen Standards» trägt die Bewertung lokaler Labels bei. Emmi arbeitet mit Unterstützung der HAFL zum ersten Mal daran, die internationalen Labels mithilfe des Kriterienkatalogs in punkto Nachhaltigkeit zu bewerten und zu beurteilen, ob die verschiedenen Labels ihren Zielansprüchen genügen. Nach aktuellen Erkenntnissen sind 39 % der von Emmi international eingekauften Milch mit einem Label gekennzeichnet, das sich lokal von konventioneller Milch differenziert.

In den internationalen Gesellschaften mit hohem Milchvolumen (Laticínios Porto Alegre, Brasilien; Quillayes Surlat, Chile; Kaiku, Spanien und Vitalait, Tunesien) wird der Kriterienkatalog direkt mit ausgewählten Milchlieferanten angewendet. Hier möchte Emmi, aufgrund des hohen Milchvolumens, eine noch fundiertere Basis schaffen, um klare Ziele zu setzen und zu verfolgen. Während mit Kaiku und Quillayes Surlat bereits 2023 Ziele gesetzt wurden, konnte im Berichtsjahr mit Laticínios Porto Alegre zum ersten Mal die Baseline erhoben werden.

Projekt KlimaStaR Milch

Erste Auswertungen bei der Bestimmung der Ausgangslage zeigten, dass die THG-Emissionen auf den 230 Betrieben deutlich tiefer ausfallen als bisher angenommen. Es bestätigte sich die Annahme, dass die optimierte Fütterung (z. B. noch mehr graslandbasierte Tierfütterung, der Einsatz hochwertiger Futtermittel oder Futterzusätze), das Herdenmanagement sowie die Hofdüngerlagerung die drei entscheidenden Faktoren zur Reduktion des Klima-Fussabdrucks sind. Damit konnten die Betriebe ihre THG-Emissionen in den ersten zwei Projektjahren bereits um 4.9 % pro Kilogramm (kg) Milch, reduzieren. Trotz des geringeren Einsatzes von Kraftfutter pro Kuh (-8.6 %) blieb die Jahresmilchleistung gleich. Darüber hinaus trägt die Nutzung erneuerbarer Energien, wie z. B. von Biogasanlagen oder Solarenergie, zur Emissionsreduktion bei.

Beim zweiten Ziel, die Nahrungsmittelkonkurrenz um 20 % zu reduzieren, geht es darum, dass weniger Nahrungsmittel an Tiere verfüttert werden, die auch für den Menschen geeignet wären. Statt Mais oder Soja können zum Beispiel Nebenprodukte aus der Verarbeitung von Zuckerrüben, Öl und Getreide verwendet werden. In den ersten zwei Projektjahren konnten die Betriebe das gesetzte Ziel fast vollständig erreichen (-19.7 %).

Was die Auswertung der Flächenkonkurrenz anbelangt, konnte diese für das Berichtsjahr noch nicht abgeschlossen werden.

3.2.4 Ausblick

Ziel für 2025 ist es, an den oben erwähnten Zielen bzw. Themen mit den Tochtergesellschaften weiterzuarbeiten. Im Rahmen der Erhebung der Baseline konnte festgestellt werden, dass die Zielformulierung von Emmi schwer messbar ist, weil sich die Erhebung des lokalen Durchschnitts hinsichtlich nachhaltiger Milch international als schwierig erweist. Diese Herausforderung wird Emmi nochmals prüfen und die Zielformulierung schärfen.

Chile arbeitet daran, nächstes Jahr die Anzahl Milchlieferanten zu erhöhen, die mit dem Tierwohl-Label «Bienestar Animal» zertifiziert sind. Mit den bereits zertifizierten Betrieben werden die jährlichen Audits weitergeführt. Ausserdem soll ein Pilotprojekt zur Erhebung der Treibhausgasemissionen auf den Betrieben initiiert werden.

Brasilien legt den Fokus weiterhin auf die Reduktion der Scope-3-THG-Emissionen sowie auf nachhaltiges Soja. Im Scope-3-Projekt sollen weitere Lieferanten integriert werden. Bei den Landwirten, mit welchen die Baseline bereits erhoben werden konnten, besteht das Ziel, erste Massnahmen umzusetzen.

In der Schweiz wird Emmi weiterhin aktiv am Projekt KlimaStaR sowie an der branchenweiten Ausrollung des Klimarechners arbeiten. Parallel dazu steht der Aufbau eines Modells im Zentrum, das die nötigen Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Massnahmen zur Reduktion der THG-Emissionen ermöglichen soll.