31. Risikomanagement und interne Kontrollen
Der Verwaltungsrat der Emmi AG trägt die oberste Verantwortung für das Risikomanagement, wobei die Durchführung an die Konzernleitung delegiert wird. Unabhängig von der Risikoart ist ein allgemeingültiger Prozess des Risikomanagements definiert. In einem formalisierten Ablauf werden die wesentlichen Geschäftsrisiken in einem ersten Prozessschritt in Workshops und Einzelinterviews identifiziert, analysiert und nach dem möglichen Schadensausmass und ihrer Eintretenswahrscheinlichkeit bewertet. Der zweite Prozessschritt beinhaltet die Risikosteuerung und die Erstellung eines Massnahmenkatalogs pro Risiko sowie die Risikoberichterstattung.
Der Verwaltungsrat der Emmi AG hat die Risikobeurteilung im Berichtsjahr besprochen und genehmigt. Er überwacht die Umsetzung der definierten Massnahmen durch die Konzernleitung. Bei der Überprüfung wurden keine ausserordentlichen Risiken festgestellt, die über den üblichen Rahmen hinausgehen. Der Prozess wird jährlich wiederholt. Folgende Risiken wurden neben anderen als wesentliche Risiken der Emmi Gruppe identifiziert:
- Milchpreisdifferenz international: Die negative Auswirkung der Milchpreisdifferenz zwischen der Schweiz und anderen Ländern auf die Umsätze der im Inland produzierten Waren hält sowohl im Inland, bedingt durch stetig steigende Importe von Milchprodukten, als auch im Ausland an. Dieses Risiko wird durch ein gezieltes und nachhaltiges Wachstum im Ausland aufgefangen. Risiken, die im Zusammenhang mit dem internationalen Wachstum der Emmi Gruppe stehen, werden durch eine konsequente Orientierung an der Strategie und deren Umsetzung minimiert.
- Arbeits- und Fachkräftemangel: In einigen für die Emmi Gruppe relevanten Märkten steigt der Mangel an Arbeits- und Fachkräften zunehmend. Dieser Umstand kann dazu führen, dass offene Stellen länger unbesetzt bleiben und der Druck auf die Personalkosten zunimmt. Ein konsequentes Verbessern bestehender Prozesse, eine Erhöhung der Automatisierung, ein gezieltes Anpassen von Anstellungsbedingungen und die Förderung einer einzigartigen Unternehmenskultur helfen, dieses Risiko zu mitigieren.
- Inflation: Obwohl die Inflation seit dem markanten Anstieg im Jahr 2022 nachgelassen hat, verharrt sie in vielen wichtigen Märkten auf hohem Niveau. Durch die inflationären Tendenzen hat sich ein wesentlicher Teil der Inputkosten für Emmi enorm verteuert. Dies trifft nicht nur auf verschiedenste Rohstoffe und Verpackungsmaterialien, sondern beispielsweise auch auf Energiekosten zu. Die hohen Inflationsraten vergangener Jahre führten als Sekundäreffekt auch zu einer Angleichung der Reallöhne und somit deutlich höheren Lohnkosten. Falls es Emmi zukünftig nicht gelingen sollte, weiter steigende Kosten über Effizienzgewinne oder höhere Verkaufspreise zu kompensieren, oder dies nur mit Verzögerung gelingt, kann dies zu einem Margenverlust führen.
- Währungsrisiko: Währungsbewegungen stellen ein wesentliches Risiko für die Emmi Gruppe dar, welches sich durch die fortlaufende Internationalisierung der Geschäftstätigkeiten tendenziell erhöht. Durch Einkäufe in Fremdwährungen wird eine weitgehend natürliche Absicherung angestrebt. Ferner werden, entsprechend der Emmi Strategie, Ausgaben und Produktionsumfang im Fremdwährungsraum durch Investitionen und Akquisitionen ausgeweitet.
- Preisdruck: Durch nationale und internationale Produktausschreibungen droht mittelfristig ein Preiszerfall, der vor allem bei generischen Produkten zu einem Margenverlust führen kann. Bleiben die Preise der Emmi Produkte in den Fremdwährungen stabil, kann dies zu einem Margenverlust führen, bei steigenden Preisen könnten Marktanteile verloren gehen. Die erfolgreich eingeführten Emmi Marken, auch im Bereich Milchalternativen, bieten jedoch langfristige Wertschöpfungspotenziale.
- Handelsverträge: Die Ausgestaltung von Handelsverträgen mit Ländern, in welchen Emmi Geschäfte betreibt, birgt für Emmi sowohl Chancen als auch Risiken. Derzeit kommen diverse Verhandlungen der Schweiz über neue oder über die Weiterentwicklung bestehender Handelsabkommen nur schleppend voran. Dadurch gerät die Schweizer Milchwirtschaft auf dem internationalen Absatzmarkt gegenüber den Mitbewerbern, insbesondere solchen aus der Europäischen Union, bezüglich Marktzugangsbedingungen zunehmend ins Hintertreffen. Für Emmi ungünstige Verhandlungsergebnisse könnten unter Umständen auch zu einem starken Importdruck in die Schweiz führen. Ein erhebliches Risiko bestünde auch bei einer Aussetzung der bilateralen Verträge mit der Europäischen Union und einer daraus allenfalls resultierenden Erschwerung des Marktzugangs für Schweizer Exportprodukte (zum Beispiel Wiedereinführung von Zöllen auf Käse). Mit dem Wachstum und der lokalen Verankerung unserer ausländischen Tochtergesellschaften wird dieses Risiko in der Auswirkung kleiner.
- Ausfall IT: Mit der Durchgängigkeit von Prozessen und einer zunehmenden Durchdringung und Vereinheitlichung der IT-Systeme steigt das Schadensausmass eines Ausfalls. Stillstände von ganzen Werken können sehr schnell zu hohen Verlusten führen. Mittels steigender Investitionen in die IT-Sicherheit wird dieses Risiko fortwährend analysiert und bekämpft; ein Restrisiko bleibt aber bestehen.
Durch ihre Geschäftstätigkeit ist die Emmi Gruppe verschiedenen finanziellen Risiken ausgesetzt. Dazu gehören Kredit-, Liquiditäts- und andere Marktrisiken. Im Bereich der Kreditrisiken erfolgt das Risikomanagement durch eine laufende Überwachung des Tagesgeschäfts sowie durch eine entsprechende Risikobeurteilung bei Abschluss einer Transaktion. Bei der Liquidität wird das Risiko durch das zentrale Cash Management bewirtschaftet, indem sichergestellt wird, dass der geplante Liquiditätsbedarf durch entsprechende Finanzierungsvereinbarungen abgedeckt ist. Andere Marktrisiken wie Fremdwährungs- und Zinssatzrisiken werden partiell durch den Einsatz von derivativen Instrumenten abgesichert. Der nicht abgesicherte Teil wird bewusst als Risiko getragen. Für die Emmi Gruppe sind dabei insbesondere die Währungen Euro, US-Dollar und britisches Pfund relevant.
Zur Sicherstellung der Übereinstimmung des Konzernabschlusses mit den anzuwendenden Rechnungslegungsvorschriften sowie der Ordnungsmässigkeit der Berichterstattung hat die Emmi Gruppe wirksame interne Kontroll- und Steuerungssysteme eingerichtet, die regelmässig überprüft werden. Bei der Bilanzierung und Bewertung werden Einschätzungen und Annahmen in Bezug auf die Zukunft getroffen. Diese basieren auf den Kenntnissen der jeweiligen Mitarbeitenden und werden regelmässig kritisch hinterfragt. Sofern bei einer Position eine wesentliche Bewertungsunsicherheit besteht, die allenfalls zu einer wesentlichen Anpassung der Buchwerte führen könnte, wird diese Bewertungsunsicherheit im Anhang entsprechend offengelegt. Per Bilanzstichtag sind jedoch keine solchen Risiken bekannt, die zu einer wesentlichen Korrektur der im Jahresabschluss dargestellten Vermögens-, Finanz- und Ertragslage führen könnten.