Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2022 erhöhte sich gegenüber dem Stand per 31. Dezember 2021 um CHF 164.0 Millionen beziehungsweise 6.6 % auf CHF 2’635.4 Millionen (Vorjahr: CHF 2’471.4 Millionen). Diese Zunahme ist in erster Linie auf das preisgetrieben höhere Nettoumlaufvermögen sowie über den Abschreibungen liegenden Investitionen in das Sachanlagevermögen zurückzuführen.
Das operative Nettoumlaufvermögen (bestehend aus Vorräten sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) betrug CHF 686.9 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 589.4 Millionen) erhöhte sich dieses grösstenteils preisgetrieben und durch den Aufbau von Sicherheitsbeständen bei den Vorräten zur Sicherstellung der Lieferfähigkeit um insgesamt CHF 97.5 Millionen beziehungsweise 16.6 %. Im Verhältnis zum Umsatz erhöhte sich das operative Nettoumlaufvermögen gesamthaft somit überproportional auf 16.2 % gegenüber 15.1 % im Vorjahr.
Das Anlagevermögen stieg von 1’197.5 Millionen im Vorjahr um CHF 80.5 Millionen beziehungsweise 6.7 % auf CHF 1’278.0 Millionen an. Die Sachanlagen machen mit CHF 1’100.2 Millionen den Grossteil des Anlagevermögens aus und sind mit einer Zunahme um CHF 84.8 Millionen auch für den Anstieg des Anlagevermögens verantwortlich. Bei insgesamt leicht negativen Fremdwährungseffekten sind die deutlich über den Abschreibungen liegenden Investitionen in das Sachanlagevermögen der Hauptgrund für den Anstieg.
Das Fremdkapital per 31. Dezember 2022 betrug insgesamt CHF 1’351.5 Millionen gegenüber CHF 1’289.7 Millionen per Ende des Vorjahres. Der Anstieg von CHF 61.8 Millionen betrifft in etwa zu gleichen Teilen den Anstieg der Finanzverbindlichkeiten sowie der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen. Das kurzfristige Fremdkapital erhöhte sich durch die im Juli 2023 fälligen Anleihe von CHF 200.0 Millionen und reduzierte sich durch die längerfristige Refinanzierung von im Vorjahr noch kurzfristigen Bankschulden. Aufgrund des über der Ausschüttung liegenden Unternehmensgewinnes erhöhte sich die Eigenkapitalquote von 47.8 % per 31. Dezember 2021 auf 48.7 %. Die im Vorjahresvergleich tieferen flüssigen Mittel bei gleichzeitig höheren Finanzverbindlichkeiten führten zu einer Nettoverschuldung per 31. Dezember 2022 von CHF 473.2 Millionen gegenüber CHF 389.4 Millionen im Vorjahr. Im Verhältnis zum EBITDA erhöhte sich die Nettoverschuldung entsprechend ebenfalls von 0.99 im Vorjahr auf 1.25 per Ende des Berichtsjahres.
Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 208.3 Millionen, was einer Reduktion von CHF 51.6 Millionen gegenüber dem Vorjahr (CHF 259.9 Millionen) entspricht. Während der Unternehmensgewinn inklusive Minderheitsanteile deutlich unter dem Vorjahr lag, resultierte beim Geldfluss vor Veränderung Nettoumlaufvermögen, Zinsen und Steuern mit CHF 377.2 Millionen eine positive Abweichung von CHF 3.1 Millionen im Vergleich zum Vorjahr (CHF 374.1 Millionen). Der Grossteil der positiven Differenz resultiert aus der ausserplanmässigen Wertberichtigung bei der Gläsernen Molkerei sowie den anderen nicht liquiditätswirksamen Positionen, wo sich in erster Linie nicht liquiditätswirksame Währungsverluste und -gewinne niederschlagen. Die Veränderung des Nettoumlaufvermögens hatte in der Berichtsperiode insgesamt einen deutlich negativen Einfluss von CHF 111.2 Millionen auf den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit. Zwar belastete die Veränderung des Nettoumlaufvermögens den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit auch im Vorjahr, allerdings war die Belastung mit CHF 60.0 Millionen damals deutlich tiefer. Wesentlicher Treiber dieser Abweichung ist das operative Nettoumlaufvermögen, das preisgetrieben, aber auch durch den Aufbau von Sicherheitsbeständen bei den Vorräten zur Sicherstellung der Lieferfähigkeit stark zugenommen hat. Bezahlte Zinsen und Steuern belasteten den Geldfluss aus Betriebstätigkeit zudem um insgesamt CHF 3.4 Millionen stärker als im Vorjahr.
Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich in der Berichtsperiode auf CHF 228.2 Millionen gegenüber rekordhohen CHF 428.7 im Vorjahr. Dieser Rückgang ist auf den deutlich tieferen Geldabfluss aus der Akquisitionstätigkeit zurückzuführen. Im Berichtsjahr betrug dieser CHF 23.5 Millionen gegenüber CHF 276.8 Millionen im Vorjahr, das von der Akquisition des Athenos-Geschäfts in den USA geprägt war. Hingegen sind die Investitionen in das Sachanlagevermögen mit netto CHF 198.3 Millionen gegenüber CHF 147.0 Millionen im Vorjahr deutlich angestiegen.
Ohne Berücksichtigung des Geldflusses aus der Akquisitionstätigkeit wurde im Berichtsjahr ein Free Cashflow von CHF 3.7 Millionen generiert. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 108.1 Millionen) entspricht dies einem deutlichen Rückgang um CHF 104.4 Millionen, was zu etwa gleichen Teilen auf den tieferen Geldfluss aus der Betriebstätigkeit und die gleichzeitig höheren Investitionen in das Anlagevermögen zurückzuführen ist.
In der Berichtsperiode resultierte ein Geldabfluss aus der Finanzierungstätigkeit von insgesamt CHF 23.1 Millionen, während im Vorjahr aufgrund der Ausgabe einer Anleihensobligation in der Höhe von CHF 200.0 Millionen ein Geldzufluss aus der Finanzierungstätigkeit von insgesamt CHF 121.3 Millionen resultierte. Im Berichtsjahr ergaben sich Geldzuflüsse aus der Refinanzierung von Euro-Schuldscheindarlehen und der Kapitalerhöhung bei Gesellschaften mit Minderheitsanteilen. Hingegen stieg der Geldabfluss durch die höhere Dividende an die Aktionäre der Emmi AG.
Als Konsequenz der beschriebenen Geldflüsse sank der Bestand an Flüssigen Mitteln im Geschäftsjahr 2022 um CHF 45.1 Millionen von CHF 247.3 Millionen im Vorjahr auf CHF 202.2 Millionen per 31. Dezember 2022.
Die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dürften auch im Jahr 2023 Bestand haben. Zwar scheint der Anstieg der Inflationsraten den Höhepunkt erreicht zu haben, kostenseitig wird dies jedoch noch nicht der Fall sein und auch eine Rückkehr auf frühere, deutlich tiefere Inflationsniveaus ist noch nicht absehbar. Zudem zeichnen sich in vielen für Emmi relevanten Märkten und Regionen eine deutliche konjunkturelle Abkühlung und rezessive Risiken ab, welche die Konsumstimmung eintrüben und erhöhten Druck auf die Volumen bewirken werden.
Emmi geht somit auch für 2023 von weiter steigenden Inputkosten aus. Dies auch bei den Energiekosten, auch wenn sich deren Entwicklung zuletzt leicht entspannt hat. Aufgrund der nach wie vor hohen Inflationsraten wird zudem der Druck auf die Personalkosten hoch bleiben, verstärkt durch den in verschiedenen Ländern akuten Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Darüber hinaus dürften weitere Zinserhöhungen wichtiger Zentralbanken zur Bekämpfung der Inflation die Kreditkosten weiter verteuern.
Wie bereits im abgelaufenen Jahr werden die weiter steigenden Kosten auch 2023 verantwortungsvolle Verkaufspreiserhöhungen unumgänglich machen. Deren Einfluss dürfte mitverantwortlich sein für ein organisches Umsatzwachstum über der Mittelfristprognose. Dazu beitragen werden auch die bereits 2022 vorgenommenen und in der zweiten Jahreshälfte verstärkten Verkaufspreiserhöhungen sowie insbesondere in der Schweiz die weitere Erholung im Food Service-Geschäft. Demgegenüber steht der zunehmende Druck auf die Volumen, weshalb wir insgesamt eine Normalisierung und im Vergleich zu den hohen Werten von 2022 ein tieferes organisches Wachstum erwarten.
Die anhaltend hohen und weiter steigenden Inputkosten und Lohnaufwendungen werden die operativen Margen auch im Jahr 2023 unter Druck setzen. Emmi wird deshalb weiterhin gewohnt diszipliniert und umsichtig agieren und dem Margendruck mit weiteren Effizienz- und Kosteneinsparungsinitiativen sowie einer gezielten Portfoliotransformation entlang der strategischen Prioritäten begegnen.
In der Division Schweiz bleiben die Bedingungen für Emmi herausfordernd. Der Importdruck wird weiter anhalten und auch beim Einkaufstourismus im grenznahen Ausland ist aufgrund des starken Schweizer Frankens mit einer Zunahme zu rechnen. Die hohen Schweizer Milchpreise und eine beschränkte Milchverfügbarkeit wirken dabei zusätzlich belastend. Zudem entstanden in der Schweiz in den letzten Jahren neue Produktionskapazitäten für die Milchverarbeitung, die ausgelastet werden wollen und weiteren Preisdruck erzeugen. Diesen negativen Entwicklungen wird Emmi mit starken Markenkonzepten, trendorientierten Innovationen, einer ausgeprägten Kunden- und Konsumentenorientierung sowie einer starken Produktionsleistung entgegentreten.
Innovationsstarke italienische Dessertspezialitäten und das Sortiment von Emmi Caffè Latte sind in der Division Europa wichtige Erfolgsfaktoren, die auch im laufenden Jahr organisches Wachstum bringen werden. Es ist daher für Emmi von grosser Bedeutung, in Europa zusätzlich zu den Marken- und Trendkonzepten die starke Stellung in attraktiven Nischen wie italienische Premium-Desserts weiter auszubauen. Umsatzsteigernd sollte zudem auch das Pulvergeschäft in den Niederlanden wirken, wo Emmi im Jahr 2022 durch gezielte Investitionen die Produktionskapazitäten deutlich erhöht hat.
In der Division Americas rechnet Emmi auch für 2023 mit einer wachsenden Nachfrage in den USA sowie in den Wachstumsmärkten in Brasilien, Mexiko und Chile. Sofern sich das Milchaufkommen in Tunesien wieder normalisiert, sind auch von diesem Markt Wachstumsimpulse zu erwarten. Während die anhaltende Inflation das organische Wachstum stützen wird, dürften erwartete Kaufkraftentwertungen gepaart mit einer in diesen Märkten anhaltend hohen Volatilität aber auch Wachstumsrisiken für Emmi nach sich ziehen.
Emmi erwartet 2023 auf Gruppenstufe ein organisches Umsatzwachstum von 3 % bis 4 %, was weiterhin über den mittelfristigen Erwartungen von 2 % bis 3 % liegt. In der Schweiz dürfte die organische Umsatzsteigerung 1 % bis 2 % betragenen. Auch international rechnet Emmi mit einem preisgestützten Umsatzwachstum über den eigenen Mittelfristerwartungen. So gehen wir für die Division Americas von einem Wachstum von 6 % bis 8 % und für die Division Europa von 3 % bis 5 % aus. Das weiterhin herausfordernde wirtschaftliche Umfeld und potenzielle rezessive Tendenzen dürften jedoch insbesondere bei den internationalen Divisionen zu wesentlichen Unsicherheiten bei der Volumenentwicklung und anhaltend hoher Volatilität führen.
Um die Ertragsbasis angesichts der erwarteten weiteren negativen Inputkostentwicklung zu schützen, wird Emmi Initiativen zur Steigerung der Profitabilität rigorose weiterführen und Verkaufspreiserhöhungen verantwortungsvoll umsetzen. Trotz weiterhin hohem Kostendruck erwartet Emmi für das Geschäftsjahr 2023 ein Betriebsergebnis auf Stufe EBIT zwischen CHF 275 Millionen bis 295 Millionen und eine Reingewinnmarge zwischen 4.5 % bis 5.0 %. Emmi bestätigt zudem die Mittelfristziele hinsichtlich organischem Umsatzwachstum (Gruppe 2 % bis 3 %, Schweiz 0 % bis 1 %, Americas 4 % bis 6 %, Europa 1 % bis 3 %), Reingewinnmarge (5.5 % bis 6.0 %), ROIC (Trend zur Verbesserung) und Ausschüttungsquote (35 % bis 45 %).