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Geschätzte Aktionärinnen und Aktionäre

Im Umfang unvorhersehbar und in der Konsequenz unvorstellbar waren die Herausforderungen, die das erste Halbjahr gebracht hat. Zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein Fazit zur Corona-Krise zu ziehen wäre verfrüht. Erste Erkenntnisse nehmen wir aus dem vergangenen Halbjahr aber durchaus mit: Unsere Mitarbeitenden haben Ausserordentliches geleistet. So konnten wir die Erwartungen, die an Emmi als Versorger und wichtiger Partner unserer Kunden und Lieferanten gestellt wurden, jederzeit erfüllen.

Diese Erfahrungen werden uns alle nachhaltig prägen und wohl auch unsere Entscheide in Zukunft beeinflussen. Wir sehen uns heute zudem in einem zentralen Aspekt bestätigt: Emmi ist strategisch und operativ grundsolide aufgestellt und hat den Stresstest einer globalen Krise mit einem hohen Mass an Agilität und Resilienz auf der Basis einer starken Unternehmenskultur erfolgreich bestanden.

Robustes Geschäftsmodell und bewährte Strategie

Seit mittlerweile über zehn Jahren halten wir an unseren drei strategischen Säulen fest. Wir haben unser Geschäft zielgerichtet internationalisiert und diversifiziert, ein stringentes Kostenmanagement betrieben und gleichzeitig den Fokus auf die Stärkung unseres Geschäfts im anspruchsvollen, weil gesättigten und stark umkämpften Heimmarkt behalten. In der aktuellen Krise trägt diese konsequente Arbeit nun wertvolle Früchte.

Als Gruppe konnten wir in der Krise von früh betroffenen Ländern wie Italien lernen und die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ländergesellschaften auch zum Schutz unserer Mitarbeitenden frühzeitig und entschieden stärken. Unsere Innovationskraft hat es uns erlaubt, schnell und gezielt auf sich im Zuge der Krise verändernde Nachfrage­muster einzugehen; ebenso ist es erfreulich, dass sich unsere starken Markenkonzepte wie Emmi Caffè Latte auch in diesen anspruchsvollen Monaten als Wachstumstreiber bewährten.

Starkes organisches Umsatzwachstum

Das Resultat von grundsolider Strategie, professionellem Krisenmanagement und agiler Organisation ist ein insgesamt gutes Halbjahresergebnis 2020. Der Umsatz von CHF 1’773.5 Millionen liegt 6.6 % über dem Vorjahreswert. Erfreulich ist das organische Umsatzwachstum von 2.0 %, zu dem alle Divisionen ausser Americas, die über einen hohen Anteil im Food Service-Geschäft sowie im Premium-Käse-Bereich verfügt, einen positiven Beitrag geleistet haben. Während die Währungsentwicklungen das Umsatzwachstum mit -4.9 % hemmten, verzeichneten wir mit 9.5 % ein starkes akquisitorisches Wachstum und sind auch bei der Integration der kürzlich akquirierten Gesellschaften wichtige Schritte vorangekommen. 

Dass wir in der Schweiz mit 3.8 % organisch so stark wachsen konnten, ist primär auf die gute Entwicklung unseres Retailgeschäfts zurückzuführen. Der Konsum zuhause löste den Besuch in der Kantine oder im Restaurant ab. Auch wurde mit den geschlossenen Grenzen dem Einkaufstourismus ein zeitweises Ende gesetzt, wovon die heimische Wirtschaft profitierte. Zudem griffen Konsumentinnen und Konsumenten häufiger zu Bio-Produkten, kauften fürs Kochen und Backen zuhause deutlich mehr Basisprodukte als üblich und gönnten sich vermehrt eine kleine Belohnung. Mit ein Grund, weshalb wir in der Schweiz abermals mehr Emmi Caffè Latte verkaufen durften, obwohl aufgrund des Lockdown im Ausser-Haus-Konsum phasenweise Stillstand herrschte. Ein Beweis für die Stärke dieser Marke.

Eine gänzlich andere Situation zeigt sich in unserem Americas-Geschäft. Dort haben wir mit verschiedenen erschwerenden Faktoren zu kämpfen. So ist insbesondere im wichtigen Markt USA die Gastronomie ein bedeutender Absatzkanal. Auch werden viele unserer Premium-Produkte – insbesondere Käsespezialitäten – über die Theke verkauft. Beides kam während des Lockdown fast gänzlich zum Erliegen. Erschwerend kamen zudem die negativen Fremdwährungsentwicklungen gegenüber dem Schweizer Franken hinzu.

Das organische Umsatzwachstum in der Division Europa ist eine Mischung aus gegenläufigen Faktoren. Wobei sich die Konsumenten ähnlich verhielten wie in der Schweiz: Es wurden weniger Convenience-Produkte konsumiert, dafür scheint es so, als ob man sich in der Form einer Schweizer Käsespezialität oder eines Bio-Produkts auch mal etwas Gutes leistete. Diese Entwicklung wusste nach schwierigen Monaten und auf der Basis einer neuen Strategie auch die Gläserne Molkerei in Deutschland zu nutzen. Wermutstropfen war auch im Europageschäft der deutlich negative Fremdwährungseffekt.

Corona drückt auf Bruttogewinnmarge

Aus der positiven Umsatzentwicklung zu schliessen, dass die Corona-Krise spurlos an Emmi vorbeigegangen wäre, trüge der Realität nicht Rechnung. Die veränderten Konsumgewohnheiten schwächten beispielsweise unser Convenience- zugunsten des Basis-Geschäfts, was sich negativ auf die Bruttogewinnmarge auswirkte. Zudem war die Aufrechterhaltung unseres Geschäfts in dieser ausserordentlichen Situation aufwändiger und führte zu zusätzlichen Produktions- und Betriebskosten. Mit Beginn der Pandemie richteten wir entsprechend unser Augenmerk noch stärker auf das Kostenmanagement. Dass es dadurch gelang, das EBIT um 6.4 % auf CHF 112.0 Mio. zu steigern und die EBIT-Marge mit 6.3 % stabil zu halten, erfüllt uns mit Genugtuung. Unseren Erwartungen entsprechend drückten jedoch höhere Finanzierungs- und Steueraufwendungen auf den Reingewinn und die Reingewinnmarge. Der Reingewinn sank dadurch um 6.5 % auf CHF 81.3 Millionen. Die daraus resultierende Reingewinnmarge liegt bei 4.6 %.

Um den nachhaltigen Erfolg von Emmi sicherzustellen und möglichst stark aus der Krise herauszukommen, haben wir trotz Sparmassnahmen bewusst weiterhin sinnvolle Investitionen getätigt und an unseren Innovationen, Investitions- und Wachstumsplänen gearbeitet. Mit besonderer Vorfreude schauen wir auf eines unserer grössten Investitions­vorhaben in den letzten Jahren: den Neubau der Käserei in Emmen – dem Entstehungsort von Emmi.

Nachhaltige Fortschritte

Wir richten unser Geschäftsmodell konsequent auf nachhaltiges Wachstum aus und fokussieren uns mit konkreten und verbindlichen Zielen auf die vier Themen Verschwendung, Treibhausgase, Mitarbeitende und nachhaltige Milch. Im ersten Halbjahr konnten wir dabei weitere Fortschritte erzielen. Ein Schwerpunktbereich von Emmi und elementar für die Wertschöpfung in ländlichen Regionen bleibt eine nachhaltige Milchwirtschaft. Die enge Zusammenarbeit mit unseren Milchlieferanten ist dafür besonders wichtig. Denn so können wir nahe am Kern unserer Produkte bleiben, Milch zunehmend nachhaltig produzieren sowie einem wachsenden Konsumenten- und Kundenbedürfnis entsprechen.

In der Schweiz verarbeiten wir gesamthaft schon 87 % gemäss Swissmilk Green-Nachhaltigkeitsstandard hergestellte Milch. Dies erfüllt uns mit Genugtuung. Auch bei der Reduktion von Treibhausgasen liegen wir gruppenweit mit Einsparungen von 23 % im Vergleich zum Basisjahr 2014 auf Kurs. Nicht zufrieden sind wir hingegen, was die Abfallreduktion betrifft. Mit einer Reduktion von Lebensmittelabfällen um 18 % gegenüber 2017 konnten wir zwar signifikante Fortschritte erzielen, bleiben aber vor allem hinsichtlich Abfall deutlich hinter unseren Zielen. Ein zentrales Problem ist die Wiederverwertung von Schlamm aus der Abwasserreinigung in unserem Werk in Tunesien. Zusammen mit den lokalen Behörden arbeiten wir intensiv daran, einen Verwertungskanal zu finden.

Verhalten optimistischer Ausblick

Die Corona-bedingten Unsicherheiten und die Sorge um die wirtschaftliche Entwicklung in den für Emmi wichtigen Märkten prägen den Ausblick auf die nächsten Monate. Unsere Prognosen basieren auf der Annahme, dass sich die Situation in den für Emmi wichtigen Märkten beruhigen wird. Auf dieser Basis gehen wir aufgrund der Entwicklung in der Division Americas für die Gruppe von einem leicht tieferen organischen Umsatzwachstum für das Gesamtjahr von 0.5 % bis 1.5 % (bisher 2 % bis 3 %) aus. Die EBIT-Prognose von CHF 255 Millionen bis 265 Millionen für das Gesamtjahr 2020 erachten wir als äusserst ambitioniert, aber bei stabilem Erholungsverlauf weiterhin erreichbar. Entsprechend ist aus heutiger Sicht von einem EBIT am unteren Ende erwähnter Bandbreite auszugehen. An der ursprünglichen Prognose für die Reingewinnmarge (4.8 % bis 5.3 %) halten wir fest.

Gestärkt aus der Krise

Emmi hat den Widrigkeiten der Corona-Krise weitgehend getrotzt. Doch dieser Erfolg war hart erarbeitet. Wir verdanken ihn einerseits der bewährten und über die letzten Jahre konsequent umgesetzten Unternehmensstrategie und andererseits in besonderem Masse unseren Mitarbeitenden. Es ist beeindruckend, wie sie in einer Zeit grosser Unsicherheit mit höchstem Engagement und unermüdlichem Einsatz ihren beruflichen Verpflichtungen nachkommen.

Es erfüllt uns mit Freude, dass wir jederzeit die Lieferbereitschaft hochhalten und kurzfristig auf starke Schwankungen in der Nachfrage reagieren konnten. Unsere Hauptziele – den Schutz unserer Mitarbeitenden und die Versorgung der Bevölkerung – haben wir erreicht. Dass aus dem vergangenen ersten Halbjahr zudem ein wirtschaftlich gutes Ergebnis resultierte, erlaubt uns auch weiterhin, gezielt in unsere Organisation, unsere Marken und in nachhaltiges Wachstum zu investieren.

«Wir sind Emmi!» Und das erfüllt uns mit Blick auf das Kommende mit Zuversicht.

Konrad Graber Präsident des Verwaltungsrats
Urs Riedener CEO

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