FINANZKOMMENTAR

Vermögenslage, Finanzierung und Geldfluss

Die Bilanzsumme zum 31. Dezember 2021 erhöhte sich gegenüber dem Stand per 31. Dezember 2020 um 5.7 % beziehungsweise CHF 134.3 Millionen auf CHF 2’471.4 Millionen (Vorjahr: CHF 2’337.1 Millionen). Diese Zunahme ist auf ein primär akquisitionsbedingt höheres Anlagevermögen sowie auf das gestiegene Nettoumlaufvermögen zurückzuführen. Mindernde Effekte auf die Bilanzsumme hatten hingegen die negativen Währungseffekte sowie die Abnahme der flüssigen Mittel als Folge der Akquisitionstätigkeit und der damit zusammenhängenden Verrechnung des Goodwills mit dem Eigenkapital.

Das operative Nettoumlaufvermögen (bestehend aus Vorräten sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) betrug CHF 589.4 Millionen. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 542.0 Millionen) erhöhte sich dieses grösstenteils pandemiebedingt und trotz negativer Währungseffekte um 8.7 % beziehungsweise CHF 47.4 Millionen. Im Verhältnis zum Umsatz betrug das operative Nettoumlaufvermögen gesamthaft 15.1 % gegenüber 14.6 % im Vorjahr, was einen leicht überproportionalen Anstieg zum Umsatzwachstum darstellt.

Das Anlagevermögen stieg von CHF 1’088.3 Millionen im Vorjahr um CHF 109.2 Millionen beziehungsweise 10.0 % auf CHF 1’197.5 Millionen an. Auf die immateriellen Anlagen entfällt mit CHF 79.2 Millionen der Hauptteil des Anstiegs, was hauptsächlich auf die im Rahmen der Akquisition des Athenos-Geschäfts erworbenen Markenrechte zurückzuführen ist. Die Sachanlagen, welche den überwiegenden Teil des Anlagevermögens ausmachen, stiegen im Vergleich zum Vorjahr von CHF 985.7 Millionen auf CHF 1’015.4 Millionen. Dieser Anstieg widerspiegelt die im Vorjahresvergleich sowie im Verhältnis zu den Abschreibungen höhere Investitionstätigkeit. Wiederum deutlich negative Währungseffekte schmälerten diesen Anstieg.

Das Fremdkapital per 31. Dezember 2021 betrug insgesamt CHF 1’289.7 Millionen gegenüber CHF 1’104.1 Millionen per Ende des Vorjahres. Der Anstieg von CHF 185.6 Millionen reflektiert in erster Linie die im Dezember 2021 ausgegebene Anleihe über CHF 200.0 Millionen zur Finanzierung der Akquisition des Athenos-Geschäfts in den USA. Die Zunahme bei den kurzfristigen Bankschulden ist auf eine Umgliederung einer im Jahr 2022 fällig werdenden Finanzierung von den langfristigen Bankschulden zurückzuführen. Die Eigenkapitalquote sank insbesondere als Folge der Akquisiti­ons­tätigkeit beziehungsweise der damit zusammenhängenden Verrechnung des Goodwills mit dem Eigen­kapital von 52.8 % per 31. Dezember 2020 auf 47.8 %. Ebenfalls im Wesentlichen aufgrund der Akquisitionstätigkeit und der damit verbundenen Zunahme der Finanzverbindlichkeiten stieg die Nettoverschuldung von tiefen CHF 163.1 Millionen im Vorjahr auf CHF 389.4 Millionen per 31. Dezember 2021. Die Nettoverschuldung im Verhältnis zum EBITDA erhöhte sich entsprechend ebenfalls deutlich von 0.43 im Vorjahr auf 0.99 per Ende des Berichtsjahres.

Der Geldzufluss aus der Betriebstätigkeit betrug in der Berichtsperiode CHF 259.9 Millionen, was einer deutlichen Reduktion um CHF 82.7 Millionen gegenüber dem Vorjahr (CHF 342.6 Millionen) entspricht. Während der Unter­neh­mens­gewinn inklusive Minderheitsanteile – auch nach Berücksichtigung des Verlusts aus dem Verkauf von Lácteos Caprinos S.A. – noch über dem Vorjahr lag, resultierte beim Geldfluss vor Veränderung Nettoumlauf­vermögen, Zinsen und Steuern mit CHF 374.1 Millionen eine negative Abweichung von CHF 29.5 Millionen auf das Vorjahr (CHF 403.6 Millionen). Der Grossteil dieser negativen Abweichung entfällt auf die Veränderung der anderen nicht liquiditätswirksamen Positionen, bei welchen sich nicht liquiditätswirksame Währungsverluste und -gewinne entsprechend niederschlagen. Die Veränderung des Nettoumlaufvermögens hatte in der Berichtsperiode insgesamt einen negativen Einfluss von CHF 60.0 Millionen auf den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit. Im Vorjahr war dieser negative Einfluss mit CHF 15.7 Millionen deutlich tiefer, was sich im Vorjahresvergleich entsprechend negativ auf den Geldfluss aus der Betriebstätigkeit auswirkte. Der wesentlichste Treiber dieser negativen Abweichung sind die Warenvorräte, welche im Vorjahr pandemiebedingt einen aussergewöhnlich tiefen Bestand auswiesen, welcher sich nun wieder normalisierte. Bezahlte Zinsen und Steuern schliesslich belasteten den Geldfluss aus Betriebstätigkeit insgesamt um CHF 8.9 Millionen stärker als im Vorjahr.

Der Geldabfluss aus der Investitionstätigkeit belief sich in der Berichtsperiode auf rekordhohe CHF 428.7 Millionen, während er im Vorjahr bereits hohe CHF 326.8 Millionen betrug. Dies entspricht einem zusätzlichen Geldabfluss im Umfang von CHF 101.9 Millionen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind die Investitionen in die Akquisitions­tätigkeit in der Höhe von CHF 276.8 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr (CHF 198.8 Millionen) bedeutet dies einen zusätzlichen Geldabfluss von CHF 78.0 Millionen. Aber auch in das Sachanlagevermögen wurde mit netto CHF 147.0 Millionen deutlich mehr als noch im Vorjahr (netto CHF 121.3 Millionen) investiert.

Ohne Berücksichtigung des Geldflusses aus der Akquisitionstätigkeit wurde im Berichtsjahr ein Free Cashflow von CHF 108.1 Millionen generiert. Gegenüber dem Vorjahr (CHF 214.6 Millionen) entspricht dies einem deutlichen Rückgang um CHF 106.5 Millionen, was primär auf den tieferen Geldfluss aus der Betriebstätigkeit zurückzuführen ist.

In der Berichtsperiode resultierte aufgrund der Ausgabe einer Anleihensobligation im Betrag von CHF 200.0 Millionen ein Geldzufluss aus der Finanzierungstätigkeit von insgesamt CHF 121.3 Millionen. Im Vorjahr betrug der Geldabfluss aus der Finanzierungstätigkeit noch CHF 91.9 Millionen. Zusätzliche Geldabflüsse ergaben sich im Berichtsjahr durch die höhere Dividende an die Aktionäre der Emmi AG wie auch an die Minderheitsaktionäre.

Als Konsequenz der beschriebenen Geldflüsse sank der Bestand an Flüssigen Mitteln im Geschäftsjahr 2021 um CHF 47.4 Millionen von CHF 294.7 Millionen im Vorjahr auf CHF 247.3 Millionen per 31. Dezember 2021.

Ausblick 2022

Emmi gelang es in den vergangenen beiden Jahren, die Pandemie wirtschaftlich betrachtet weitgehend schadlos zu verkraften und nebst ihren strategischen auch ihre finanziellen Ziele zu erreichen. Bereits in den letzten Monaten entwickelten sich die makroökonomischen Rahmenbedingungen in vielen für Emmi relevanten Märkten jedoch sehr advers. Die stark gestiegenen Inflationsraten scheinen in vielen Ländern nicht wie ursprünglich erhofft kurzfristiger Natur zu sein, sondern werden voraussichtlich über längere Zeit Bestand haben und zu global stark steigenden Inputkosten führen. Betroffen sind nicht nur verschiedenste für Emmi relevante Rohmaterialien und Verpackungs­materialien, sondern auch die Kosten für Energie, Logistik und weitere Betriebsaufwendungen. Zudem scheint sich in einigen Ländern bereits eine Lohn-Preis-Spirale in Gang zu setzen. Zumindest beobachtet Emmi in einigen wichtigen Ländern wie insbesondere den USA, dass die Lohnforderungen der Arbeitnehmer bei hohen Inflationsraten und tiefer Arbeitslosigkeit stark steigen und es kaum mehr möglich ist, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, ohne deutlich steigende Personalkosten in Kauf zu nehmen.

Emmi reagiert auf die durchs Band stark gestiegenen Inputkosten mit Verkaufspreiserhöhungen. Dies ist natürlich anspruchsvoll, weil insbesondere unsere Detailhandelskunden erfahrungsgemäss versuchen, Preiserhöhungen an Konsumenten möglichst zu vermeiden. Als Konsequenz resultieren anspruchsvolle Verhandlungen, die in vielen Fällen zumindest zu einer Verzögerung bei der Weitergabe der Preiserhöhungen führen. Aber auch die Pandemie wird im Jahr 2022 für Emmi wirtschaftlich Spuren hinterlassen. Während sich die Detailhandelsumsätze wieder weitgehend auf dem Niveau von vor der Pandemie stabilisieren dürften, erwarten wir für das laufende Jahr eine noch anhaltende Beeinträchtigung der Food Service-Geschäfte und verhaltene Umsätze mit Industriekunden. Die Umsatz- und Gewinnprognosen von Emmi basieren jedoch auf der Annahme, dass sich die Pandemielage in den für Emmi wichtigen Märkten ab dem zweiten Halbjahr 2022 beruhigen wird.

Finanziell erwartet Emmi im Jahr 2022 einerseits eine gute organische Umsatzentwicklung, die inflationsbedingt gar leicht über unserer Mittelfristprognose liegen dürfte. Andererseits geht Emmi aufgrund der stark gestiegenen Inputkosten und Lohnaufwendungen von einem deutlichen Druck auf die Margen aus. Emmi wird alles daransetzen, diesen Margendruck durch eine weitere Verbesserung des Produkteportfolios sowie auch durch die Realisierung zusätzlicher Rationalisierungs- und Effizienzgewinne zu kompensieren. Dass dies vollständig gelingen wird, ist zurzeit jedoch ungewiss.

Märkte

In der Division Schweiz bleiben die Bedingungen für Emmi herausfordernd. Das Wettbewerbsumfeld wird nach wie vor anspruchsvoll sein: Emmi erwartet, dass auch im Jahr 2022 ein steigender Teil der Detailhandelsumsätze auf Importe zurückzuführen sein wird. Hohe Schweizer Milchpreise und eine beschränkte Milchverfügbarkeit verschaffen den Importen weitere Vorteile. Zudem entstanden in der Schweiz in den letzten Jahren neue Produktionskapazitäten, die ausgelastet werden wollen und weiteren Preisdruck erzeugen. Verkaufspreiserhöhungen werden erfolgen. Ob sich diese im ausreichenden Ausmass realisieren lassen, um die auch in der Schweiz steigenden Inputkosten kompensieren zu können, ist ungewiss. Emmi erwartet in der Schweiz zwar leicht anziehende Geschäfte im Food Service-Bereich sowie mit Industriekunden, allerdings nach wie vor auf einem tieferen Niveau als noch vor der Pandemie. Umsatzhemmend dürfte sich zudem auch der wieder erstarkte Einkaufstourismus auswirken. Diesen insgesamt negativen Entwicklungen wird Emmi weiterhin mit starken Markenkonzepten, trendorientierten Innovationen, einer ausgeprägten Kunden- und Konsumentenorientierung sowie einer starken Produktionsleistung entgegentreten.

Italienische Dessertspezialitäten, etablierte Marken wie Emmi Caffè Latte und Kaltbach sowie Trendkonzepte, zum Beispiel im veganen Bereich, sind in der Division Europa wichtige Erfolgsfaktoren, die auch im laufenden Jahr organisches Wachstum bringen sollen. Emmi geht aber auch in vielen europäischen Ländern von einem abge­schwäch­ten Wachstum der Detailhandelsumsätze aus und einem Food Service-Geschäft, welches sich nach wie vor unter dem Vor-Pandemie-Niveau bewegen dürfte. Es ist daher für Emmi von grosser Bedeutung, in Europa zusätzlich zu den Marken- und Trendkonzepten die starke Stellung in interessanten Nischen, wie dem Geschäft mit italienischen Dessertspezialitäten, weiter zu forcieren. Umsatzstützend sollte zudem auch das Pulvergeschäft in den Niederlanden wirken, welches im Jahr 2021 durch Herausforderungen in der Übersee-Logistik beeinträchtigt wurde.

Für die Division Americas rechnet Emmi mit einer weiteren Erholung des Food Service-Geschäfts und damit verbunden mit einer Stärkung des Geschäfts in den USA. Dazu beitragen dürften auch die Dessertspezialitäten von Emmi Dessert USA und neu die Umsätze des Athenos-Geschäfts mit Feta Käse. Letzteres wird allerdings im laufenden Jahr erst im Monat Dezember zum organischen Wachstum beitragen und in den ersten elf Monaten einen akqui­sitorischen Zuwachs darstellen. Organische Wachstumstreiber der Division dürften daher nebst dem bisherigen US-Geschäft auch im laufenden Jahr in erster Linie die Wachstumsmärkte in Brasilien, Chile, Mexiko und Tunesien sein. Während die Inflation das organische Wachstum stützen wird, sieht Emmi mit absehbaren Kaufkraftentwertungen auch Wachstumsrisiken, die in diesen Märkten auch weiterhin für hohe Volatilität sorgen werden.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Die organische Umsatzentwicklung auf Konzernstufe dürfte sich im Jahr 2022 mit 2.5 % bis 3.5 % inflationsgestützt leicht über den mittelfristigen Erwartungen einpendeln (2 % bis 3 %). Für den Heimmarkt Schweiz erwartet Emmi jedoch nach wie vor einen leichten Umsatzrückgang. Mit der Rückkehr zu früheren Konsummustern muss mit einem organischen Umsatzrückgang zwischen -1 % und 0 % gerechnet werden. Im internationalen Geschäft erwarten wir hingegen ein gutes organisches Umsatzwachstum, welches inflationsbedingt gar über den entsprechenden Mittelfristerwartungen zu liegen kommen dürfte. So gehen wir für Europa von einem Wachstum von 3 % bis 5 % und für Americas von einem Wachstum von 6 % bis 8 % aus.

Um die Erträge zu stützen und den steigenden Inputkosten und Lohnaufwendungen entgegenzuhalten, wird Emmi nebst Verkaufspreiserhöhungen auch ihr Effizienzsteigerungsprogramm fortsetzen und in gewissen Bereichen wiederum gezielt intensivieren müssen. Dennoch erwarten wir für das laufende Jahr einen erheblichen Margendruck. Mit der Akquisition des Athenos-Geschäfts mit Feta-Käse erschliesst sich zwar ein weiteres Ertragspotenzial, wobei kurzfristig aber auch Integrationskosten anfallen werden. Insgesamt erwartet Emmi 2022 ein steigendes Betriebs­ergebnis auf Stufe EBIT (CHF 290 Millionen bis 305 Millionen) und eine leicht rückläufige Reingewinnmarge (5.0 % bis 5.5 %). Emmi bestätigt zudem die Mittelfristziele hinsichtlich organischem Wachstum und Reingewinnmarge.