Wirtschaftliche und geopolitische Verwerfungen sowie das Leid der Menschen in der Ukraine haben das Halbjahr geprägt. Hinzu kommen Sorgen um die Energieversorgung und das Klima sowie vor einer Pandemie, die sich so leicht nicht abschütteln lässt. Immer rascher müssen wir uns als Mensch, Gesellschaft und Unternehmen auf ein permanent wandelndes Umfeld einstellen.
«Im Zentrum unserer Strategie stehen die Bedürfnisse unserer Anspruchsgruppen.»
Konrad Graber
Auch Emmi passt sich laufend an, um agil, effizient und relevant zu bleiben sowie gewohnt innovativ und verantwortungsvoll zu handeln. Indem wir unseren strategischen Kurs konsequent verfolgen sowie regelmässig validieren und eine Unternehmenskultur pflegen, die Wertschätzung mit Sinnhaftigkeit einzelner Tätigkeiten verbindet, schaffen wir die bestmöglichen Voraussetzungen für den gemeinsamen langfristigen Erfolg.
Im Frühjahr haben wir unsere bewährte Strategie aufbauend auf unseren Stärken geschärft. Relevante Zukunftsthemen und die Bedürfnisse unserer Anspruchsgruppen rücken damit noch klarer ins Zentrum unserer Aktivitäten. Ebenso der Anspruch, auf Basis des Emmi Nachhaltigkeitsmodells unser Geschäft weiterhin ressourceneffizient, ökologisch und sozial verträglich zu betreiben.
Mit dem Emmi Purpose haben wir zudem formalisiert, warum es Emmi gibt und was uns Tag für Tag inspiriert: «Gemeinsam schaffen wir die besten Milchmomente – heute und für kommende Generationen».
Auf dieser Grundlage haben unsere Teams in einem äusserst herausfordernden Umfeld die Widerstandskraft unseres Geschäftsmodells weitestgehend bestätigt. Mit unserer lokal verankerten Organisation, differenzierten Markenkonzepten und einer Palette von Innovationen haben wir Menschen für unsere einzigartigen Produkte begeistert und rasch auf sich ändernde Bedürfnisse reagiert. Gleichzeitig konnten wir uns den explodierenden Einkaufs-, Energie- und Logistikkosten mit gezielten, wenn auch teilweise zeitlich verzögert Wirkung zeigenden Massnahmen entgegenstemmen.
Mit CHF 2’016.5 Millionen und einem organischen Wachstum von 5.4 % übersteigt der Umsatz erstmals die Zwei-Milliarden-Schwelle. Treiber waren primär das Auslandsgeschäft, die weitere Erholung im Food Service-Bereich sowie die anhaltende Dynamik bei unseren innovationsstarken Dessertspezialitäten und Markenkonzepten wie Emmi Caffè Latte.
Dies bestätigt uns darin, unsere strategische Ausrichtung mit einem diversifizierten Sortiments- und Länderportfolio wie auch dessen Transformation weiter voranzutreiben und unser Geschäft in Schlüsselmärkten sowie in profitablen Nischen weiter zu stärken. Dazu zählen auch Investitionen im Bereich Spezialitätenkäse, wo wir in den USA das Ende 2021 von der führenden US-Feta-Spezialistin übernommene Athenos-Geschäft erfolgreich integrieren konnten. Im Herbst nimmt zudem unsere ressourceneffiziente neue Käserei in Emmen ihren Betrieb auf, mit positiven Effekten auch auf die langfristige Wertschöpfung in der Zentralschweiz.
«Auch Emmi passt sich laufend an, um agil, effizient und relevant zu bleiben.»
Urs Riedener
Im Heimmarkt Schweiz konnten wir unseren Umsatz leicht ausweiten. Dies erreichten wir trotz der pandemiebedingt hohen Volumen der Vergleichsperiode sowie dem von der Euro-Schwäche zusätzlich verstärkten hohen Import- und Preisdruck. Positiv zu Buche schlugen differenzierte Markenkonzepte wie Emmi Caffè Latte und Emmi Energy Milk sowie die Erholung des Food Service- und Industriekundengeschäfts.
Mit einem eindrücklichen zweistelligen organischen, preisbeeinflussten Wachstum hielt die Dynamik in der Division Americas an. In Brasilien konnten wir unsere Präsenz weiter ausbauen und unsere Gesellschaften in Mexiko, Spanien, Tunesien und den USA verzeichneten ebenfalls eine positive Entwicklung.
Auch die Division Europa steuerte zum starken organischen Wachstum bei. Erneut zeichneten primär unsere italienischen Dessertspezialitäten und das anhaltende Momentum von Emmi Caffè Latte dafür verantwortlich. Einen negativen Effekt hatte hingegen die Normalisierung der Käseverkäufe im Vergleich zu den pandemiebeeinflusst hohen Vorjahreszahlen, vor allem im Thekenbereich, verstärkt durch Anzeichen einer preis- und wechselkursbeeinflussten Eintrübung der Nachfrage.
Insgesamt entwickelte sich der Umsatz aufgrund der inputkostenbedingten, zeitlich verzögert wirkenden Verkaufspreiserhöhungen stärker als das Betriebsergebnis. Dies erfolgte trotz umfangreichen Massnahmen zur Eindämmung der weiterhin massiv höheren Rohstoff-, Material- und Energie- sowie Logistikkosten und anhaltenden Engpässen in der Lieferkette wie auch auf dem Arbeitsmarkt. Zusätzlich hat der Krieg in der Ukraine Kostensteigerungen befeuert und zu markanten Unsicherheiten geführt.
Mit CHF 108.6 Millionen sank das EBIT um 20.8 Millionen im Vergleich zur Vorjahresperiode, was einer EBIT-Marge von 5.4 % (Vorjahr 6.9 %) entspricht. Beim Reingewinn resultierte ein Ergebnis von CHF 78.1 Millionen und damit eine Abnahme von CHF 20.6 Millionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Die Reingewinnmarge liegt bei 3.9 % (Vorjahr: 5.2 %).
Eine Aufhellung der eingetrübten gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Lage mit Rückkoppelung auf die Konsumnachfrage und steigenden Zins- und Währungsrisiken ist nicht absehbar. Auch die stark fluktuierenden Infektionszahlen erinnern uns daran, dass Corona nicht verschwunden ist.
Entsprechend bleiben wir auch im zweiten Halbjahr gefordert, höchst diszipliniert und kostenbewusst zu agieren und Einkaufspreissteigerungen verantwortungsvoll zu überwälzen. Die Wirkung der Verkaufspreiserhöhungen dürfte im Verlauf des zweiten Halbjahres zu einer Verbesserung der Margensituation beitragen, angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen und weiterhin historisch hohen Inputkosten den Rückstand aus dem ersten Halbjahr jedoch nicht vollständig kompensieren.
Während wir an unserer Mittelfristprognose festhalten, passen wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr auf Stufe EBIT leicht an – von bisher CHF 290 Millionen bis 305 Millionen auf neu CHF 265 Millionen bis 280 Millionen –, ebenso wie bei der Reingewinnmarge mit 4.5 % bis 5.0 % (bisher 5.0 % bis 5.5 %). Bei der Umsatzentwicklung gehen wir inputkosten- und inflationsbedingt von einem höheren organischen Wachstum von 5 % bis 6 % aus (bisher 2.5 % bis 3.5 %) mit Bandbreiten für die Division Americas von 10 % bis 12 % (bisher 6 % bis 8 %), die Division Europa von 6 % bis 8 % (bisher 3 % bis 5 %) und die Division Schweiz von 0.5 % bis 1.5 % (bisher -1 % bis 0 %).
Während das Augenmerk im zweiten Halbjahr 2022 auf der operativen Verbesserung der Profitabilität liegt, bleibt es wichtig, die langfristige Entwicklung von Emmi erfolgreich weiter zu gestalten. Entsprechend investieren wir weiterhin konsequent in unsere Mitarbeitenden, in erfolgreiche Produkte und in unsere Marken sowie in wertschaffende Projekte.
Auch die nachhaltige Gestaltung unserer Produkte und Prozesse bleibt integraler Bestandteil unserer Strategie. Damit stärken wir auch unsere Fähigkeit, langfristig Wert zu schaffen und attraktiv zu bleiben – gerade auch für junge Menschen. Wer zuwartet, riskiert, diese als Konsumentinnen und Konsumenten zu verlieren.
Wir danken Ihnen für das Vertrauen in Emmi und unsere Marken sowie Ihre Unterstützung auf unserem Weg.
Konrad Graber
Präsident des Verwaltungsrats
Urs Riedener
CEO